Das Linzer Musiktheater feiert den zehnten Geburtstag. Von der Idee eines Neubaus bis zu seiner Eröffnung am 12. April 2013 dauerte es aber ganze 30 Jahre lang. Eine abenteuerliche Geschichte von angedachten und wieder verworfenen Standorten und Projekten.
Es musste sehr lange währen, bis es endlich gut war! Vor fast genau zehn Jahren wurde das Linzer Musiktheater am Volksgarten feierlich eröffnet. Drinnen bestaunten die geladenen Besucher die Uraufführung der Oper „Die Spur der Verdammten“ von Philipp Glass nach einem Stück Peter Handkes. Und danach verfolgten draußen im Freien 12.000 begeisterte Menschen eine opulente und spektakuläre „Parzival“-Show der Performance-Stars „La Fura dels Baus“.
Prominente „Helfer“, doch allen gaben auf
Doch bis zu diesem denkwürdigen 12. April 2013 (schon am Tag zuvor hatte man im Rahmen eines Festakts die Inbetriebnahme gefeiert) war es ein langer Weg. Viele bekannte Namen wollten über die Jahre hinweg ihren Beitrag zu diesem neuen Opernhaus leisten: Gerard Mortier, Alexander Pereira, Nikolaus Harnoncourt, Otto Schenk, Ioan Holender, Franz Welser-Möst- sie alle waren mehr oder weniger lange in verschiedenen Diskussions- und Expertenrunden vertreten, um das Projekt voranzutreiben. Aber alle verließen sie irgendwann das ständig leckende Opern-Schiff, das bereits 1983, also 30 Jahre vor der Eröffnung, vom Stapel gelaufen war.
Wenn Sie eine Oper haben wollen, dann bauen Sie eine.
Ioan Holender angesichts des rechtfertigenden Charakters einer ersten Inhalte-Studie
Neubau oder Umbau?
In diesem Jahr hatte der damalige Landeshauptmann Josef Ratzenböck die Gründung eines Vereins angeregt, der die öffentliche Meinung für einen Neubau aufbereiten sollte, ein Jahr später nahmen die „Musiktheaterfreunde“ ihre Tätigkeit auf. Es folgten Jahre der Diskussionen und Standortsuchen. 1985 etwa entstand die Idee, vis-à-vis des Neuen Rathauses in Urfahr zu bauen, 1989 kam erstmals ein Standort nahe des Volksgartens und des alten UKH ins Gespräch. Auch Umbauten am bestehenden Theaterstandort an der Promenade geisterten immer wieder durch die Überlegungen.
Sicher nicht am Jahrmarkt
1991 übernahm Alt-LH Josef Pühringer als Landesrat die Kulturagenden, der Bau eines Opernhauses wurde sein Herzens-Projekt. Ein Jahr später fasste die Landesregierung einen Grundsatzbeschluss, der die Notwendigkeit eines neuen Musiktheaters anerkannte. Das Urfahrmarkt-Areal wurde als möglicher Standort diskutiert - Alt-Bürgermeister Franz Dobusch legte sich bald darauf fest, dieser Idee „keinesfalls“ zuzustimmen.
Die Römergerg-Idee
Stattdessen kam das heutige Lentos-Areal ins Gespräch - und die im Lauf der Jahre sicher am heftigsten polarisierende Idee: das Projekt „Theater im Römerberg“ zwischen dem Schlossmuseum und der Donau. Nachdem Josef Pühringer 1995 das Amt des Landeshauptmanns übernommen hatte, nahm das „Theater im Berg“ immer konkretere Formen an, 1996 folgte ein Architektenwettbewerb, doch 1997 machte die FPÖ das Musiktheater zum Wahlkampfthema: zu groß, zu teuer. Aber man blieb dran, der Wiener Architekt Otto Häuselmayer ging 1998 als Sieger aus dem Wettbewerb hervor.
Volksbefragung als Todesstoß
1999 begann die FPÖ Unterschriften gegen das „Theater im Berg“ zu sammeln, die Kampagnen von Befürwortern und Gegnern wurden immer heftiger. Am 26. November 2000 dann der Höhepunkt: Eine Volksbefragung mit hoher Beteiligung (mehr als 50%) und eindeutigem Ergebnis (59,7 Prozent votierten für Nein) bedeutete den endgültigen Todesstoß für das „Theater im Berg“ - zurück auf Anfang!
Die „David-Bühnen“
Wieder folgten jahrelange Debatten, das Häuselmayer-Projekt wurde unter dem Namen „David Bühnen“ fürs Jahrmarktgelände adaptiert, der Linzer Gemeinderat schmetterte die Überlegungen postwendend ab. 2004 einigte sich eine Standortkommission unter dem Vorsitz von Pühringer und Dobusch endlich auf den heutigen Standort am Platz des alten UKH an der Blumau, am Volksgarten.
Endlich rückten die Bagger an
Ein Jahr darauf der nächste Architektenwettbewerb im mehreren Stufen. Und aus drei Favoriten ging der Brite Terry Pawson als Sieger hervor. 2006 stimmte auch die Landesregierung seinem „Theater am Park“ zu. 2008 legte Pawson seine Einreichplanung vor, am 15. April 2009 war Spatenstich, im November 2010 Gleichenfeier, im April 2013 die glanzvolle Eröffnung.
Ein Publikumserfolg
Das so lange sturmgebeutelte „Schiff“ Linzer Musiktheater, wie wir es heute kennen, lag endgültig vor Anker. Und es wurde ein absoluter Publikumserfolg: Mit 300.000 Besuchern kalkuliert man trotz aller Krisen in der aktuellen Spielzeit 2022/2023 - vor Corona wurde diese Marke sogar regelmäßig übertroffen.
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