Psychedelischer Trip

Positiver Drogentest bei Haarproben aus Bronzezeit

Wissenschaft
06.04.2023 19:32

Wissenschaftler haben in Haarproben aus einer Höhle auf Menorca (Spanien) Beweise für Drogenkonsum gefunden. Auch 3000 Jahre später lässt sich also der Konsum halluzinogener Rauschmittel wie Scopolamin, Ephedrin und Atropin noch nachweisen. Die Substanzen sollen bei Zeremonien konsumiert worden sein.

Die Analyse von drei menschlichen Haarsträhnen aus einer Grabstätte deutet darauf hin, dass antike menschliche Zivilisationen halluzinogene Drogen aus Pflanzen verwendeten, erklären die Wissenschaftler in ihrer aktuellen Studie im Fachmagazin „Scientific Reports“.

Forscher sehen „hoch spezialisiertes Wissen“
Die Ergebnisse stellen dabei den ersten direkten Beweis für den Drogenkonsum in der Antike in Europa dar, der möglicherweise im Rahmen von rituellen Zeremonien stattfand, so die Forscher. „In Anbetracht der potenziellen Toxizität der in den Haaren gefundenen Alkaloide stellten ihre Handhabung, Verwendung und Anwendung hoch spezialisiertes Wissen dar“, erklären sie in der Studie. 

Atropin und Scopolamin kommen natürlich in der Familie der Nachtschattengewächse vor und können Delirium, Halluzinationen und eine veränderte Sinneswahrnehmung hervorrufen. Ephedrin, das aus bestimmten Arten von Sträuchern und Kiefern gewonnen wird, wirkt stimulierend und kann Erregung, Wachsamkeit und körperliche Aktivität steigern.

Drogen dienten nicht der Schmerzlinderung
Die hier vorgestellten Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Menschen der Bronzezeit auf Menorca mehrere alkaloidhaltige Pflanzen konsumiert haben (obwohl Solanaceae und Ephedra nicht die einzigen waren). „Interessanterweise sind die in dieser Studie nachgewiesenen psychoaktiven Substanzen nicht geeignet, um Schmerzen von Erkrankungen zu lindern die bei der in der Höhle von Es Carritx begrabenen Bevölkerung nachgewiesen wurden“, führen sie weiter aus. Die Menschen plagten damals vor allem Abszesse, schwere Karies und Gelenkerkrankungen.

Wollten Menschen Wissen bewahren?
„Dieses Wissen besaßen in der Regel Schamanen, die in der Lage waren, die Nebenwirkungen der Pflanzendrogen durch eine Ekstase zu kontrollieren, die eine Diagnose oder Weissagung ermöglichte“, so die Interpretation der Forschenden. Die konzentrischen Kreise auf den hölzernen Behältern, in denen sie gefunden wurden, könnten Augen dargestellt haben und eine Metapher für innere Visionen im Zusammenhang mit einem drogeninduzierten veränderten Bewusstseinszustand gewesen sein, vermuten die Forscher.

Aufgrund kultureller Veränderungen vor etwa 2800 Jahren vermuten die Autoren, dass die Behälter in der Höhlenkammer versiegelt wurden, um diese alten Traditionen zu bewahren.

Zur Studie

Elisa Guerra-Doce von der Universidad de Valladolid in Spanien und ihre Kollegen untersuchten Haarsträhnen aus der Höhle Es Carritx auf Menorca, die vor etwa 3600 Jahren erstmals besiedelt wurde und eine Kammer enthielt, die bis vor etwa 2800 Jahren als Bestattungsraum genutzt wurde. Früheren Studien zufolge wurden in dieser Kammer etwa 210 Personen beigesetzt.

In einer separat versiegelten Kammer hinten in der Höhle fanden die Forschenden dann die Überreste von Personen mit rot gefärbten Strähnen, umringt von verzierten Behältern aus Holz und Horn. Diese Haarsträhnen stammen aus der Zeit von vor etwa 3000 Jahren.

Bislang nur Hinweise auf Drogenkonsum
Bisherige Belege für den prähistorischen Drogenkonsum in Europa beruhen auf indirekten Hinweisen wie dem Nachweis von Opiumalkaloiden in bronzezeitlichen Gefäßen, dem Fund von Überresten von Drogenpflanzen in rituellen Zusammenhängen und dem Auftauchen von Drogenpflanzen in künstlerischen Darstellungen.

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