Blutige Tradition

Männer auf den Philippinen ließen sich kreuzigen

Ausland
07.04.2023 09:57

In einem blutigen Ritual zur Nachempfindung des Todes Jesu haben sich am Karfreitag auf den Philippinen erstmals Beginn der Corona-Pandemie wieder mehrere Katholiken ans Kreuz nageln lassen. Tausende Schaulustige kamen auf ein Feld am Rande der Stadt San Fernando, um die Selbstgeißelung der Männer zu beobachten.

Auf den Philippinen haben am Karfreitag erstmals seit der Corona-Pandemie wieder Kreuzigungen und andere Selbstkasteiungen stattgefunden, mit denen Gläubige an das Leiden und den Tod Christi erinnern wollen. Dutzende barfüßige und vermummte Männer schlugen sich mit Peitschen, an denen Bambusstöcke angebracht waren, auf den Rücken, bis dieser blutig war.

Tausende Schaulustige angereist
Tausende nahmen an Prozessionen und Messen in überfüllten Kirchen teil. Die Karfreitagsrituale sind traditionell der Höhepunkt der Feierlichkeiten der Osterwoche in dem überwiegend katholischen Land in Südostasien. Hauptort der Selbstkreuzigungen war das Dorf San Pedro Cutud in der Provinz Pampanga, 60 Kilometer nördlich der Hauptstadt Manila.

Der siebenfache Großvater Ruben Enaje am Kreuz. Er trug ein 37 Kilogramm schweres Holzkreuz fast zwei Kilometer zu einem Hügel, auf dem die Kreuzigungen stattfanden. (Bild: JAM STA ROSA / AFP)
Der siebenfache Großvater Ruben Enaje am Kreuz. Er trug ein 37 Kilogramm schweres Holzkreuz fast zwei Kilometer zu einem Hügel, auf dem die Kreuzigungen stattfanden.

„Wir sind alle froh“
Die Hauptrolle der Passionsspiele übernahm der 62-jährige Ruben Enaje, Großvater von sieben Enkeln. Er trug ein 37 Kilogramm schweres Holzkreuz fast zwei Kilometer zu einem Hügel, auf dem die Kreuzigungen stattfanden. „Wir sind alle froh, dass wir unsere Tradition wieder aufnehmen können“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Wilfredo Salvador wird vom Kreuz geholt. (Bild: JAM STA ROSA / AFP)
Wilfredo Salvador wird vom Kreuz geholt.
Tausende Zuschauer kamen nach San Pedro Cutud in der Provinz Pampanga, um sich das Spektakel nicht entgehen zu lassen. (Bild: AP Photo/Aaron Favila)
Tausende Zuschauer kamen nach San Pedro Cutud in der Provinz Pampanga, um sich das Spektakel nicht entgehen zu lassen.

Teilnehmer beten für Menschen in der Ukraine
Die Praxis, mit der die Teilnehmer Buße tun wollen, sei wichtig, „um unseren starken Glauben zu zeigen, und dieses Jahr sollten wir besonders dankbar sein, weil wir seit der Pandemie so viele Schwierigkeiten überstanden haben“, betonte er. Er bete nicht nur für seine Familie, sondern auch für ein Ende des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. „Es bricht mir das Herz, weinende Kinder in der Ukraine zu sehen“, sagte er. „Niemand wird in diesem Krieg gewinnen, alle werden verlieren.“

Kirche verurteilt blutige Tradition 
Die katholische Kirche ermutigt nicht zu solch extremen Glaubensakten und hat die Selbstkreuzigungen auf den Philippinen wiederholt verurteilt. „Wir haben akzeptiert, dass manche Menschen mit unseren Traditionen nicht einverstanden sind“, sagte Enaje. „Bitte respektieren Sie einfach, was wir tun.“

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