Raketenwerfer-Gebete
Moskauer Patriarch ernennt nun Oberkriegspfarrer
Der Patriarch von Moskau und vermutlich ehemalige KGB-Agent Patriarch Kyrill I. hat einen russischen Oberkriegspfarrer für den Ukraine-Krieg ernannt. Die Russisch-Orthodoxe Kirche entsendet Geistliche an die Front, die unter anderem die Soldaten in Kampfstimmung versetzen sollen. Besonders absurd: Im Netz kursiert ein Video, das einen russischen Priester mit einem Raketenwerfer zeigt. Schießend betet er für den Sieg und ruft: „Gott ist auferstanden!“
Wie die Pressestelle der Russisch-Orthodoxen Kirche meldete, ist der Erzpriester Dmitri Wassilenkow, der bereits in Georgien und Tschetschenien gekämpft hatte, zum Oberkriegspfarrer ernannt worden. Laut der Mitteilung wird er für die geistliche Betreuung der russischen Streitkräfte in der Kampfzone in der Ukraine verantwortlich sein.
Das Nachrichtenportal „The Insider“ gibt an, dass es nicht der erste Krieg ist, an dem der Geistliche „persönlich teilnimmt“. So war er während des Krieges im Jahr 2008 nach Südossetien gereist und hatte in Tschetschenien gekämpft. Insgesamt soll er seit dem Jahr 2006 mehr als 20 „Dienstreisen“ in Kriegszonen absolviert und in deren Rahmen mehr als 900 Angehörige der Streitkräfte gesegnet haben.
In den Tweets ist Wassilenkow zu sehen. Der weiße Schriftzug auf dem Kriegsgerät bedeutet im Deutschen etwa: „Gott ist mit uns.“ Das „Z“ gilt als Symbol der Unterstützung des Angriffskrieges und steht daher außerhalb Russlands in mehreren Staaten unter Strafe.
Kirche „kämpft gegen die NATO“
Seit dem Beginn der „Militärischen Spezialoperation“, wie Moskau den Krieg nennt, sollen mindestens drei Geistliche der Russisch-Orthodoxen Kirche in der Ukraine gefallen sein. Im Internet macht ein Video von der „Arbeit“ des russischen Geistlichen Pawel Kunizyn die Runde. Die Bilder zeigen, wie er aus einem Raketenwerfer schießt und dabei verkündet: „Die Moskauer Geistliche Akademie und das Seminar kämpfen gegen die NATO. Christus ist auferstanden.“
Patriarch als Teil der Kriegsmaschinerie
Im Sommer 2022 war bekannt geworden, dass die Russisch-Orthodoxe Kirche das im Jahr 1918 abgeschaffte Amt des Oberpriesters der Militär- und Marinegeistlichkeit wieder eingeführt hatte. Patriarch Kyrill I. unterstützt den russischen Angriffskrieg und ist damit Teil der russischen Kriegspropaganda. Oft erwähnt der Geistliche die Invasion in seinen Predigten und nennt die - vorgeschobenen - Gründe. Eines der Argumente lautet, dass der Krieg von äußeren Kräften provoziert worden sei, um Russland zu schwächen.
Im Frühjahr 2022 erklärte die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche aufgrund der Position des Oberhauptes der Russisch-Orthodoxen Kirche ihre Unabhängigkeit vom Moskauer Patriarchat. Zudem forderte Kiew, Patriarch Kyrill I. vor das Kirchengericht zu bringen.
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