Mit Album auf Ö-Tour

Sharktank: Ohne Plan, aber mit großer Leidenschaft

Musik
14.04.2023 09:00

„Acting Funny“ nennt das in Indie-Kreisen erfolgreiche Trio Sharktank sein zweites Album. Dabei haben sich die drei Musikerinnen Katrin Paucz, Mile und Marco Kleebauer erst so richtig kennengelernt. Vor der anstehenden Headliner-Tour erklären uns zwei Drittel der Band, wie man mit einer gewissen Wurstigkeit den maximalen Output kreiert.

In der Corona-Fadesse gründeten Indie-Tausendsassa Marco Kleebauer (hier Drummer) und Michael „Mile“ Lechner ihr Spaßprojekt Sharktank - Bilderbuch-Live-Musikerin Katrin Paucz kam wenig später dazu. Das Trio lernte sich erst im Studio kennen, bastelte unbedarft an EP und Album und erwischte den Nerv der Zeit. Die Single „Washed Up“ hält mittlerweile bei rund zehn Millionen Streams, Auftritte im Wiener WUK oder bei diversen Showcase-Festivals in Europa (Reeperbahn, Eurosonic) gaben der musikalisch bunt zusammengewürfelten Truppe weitere Möglichkeiten, sich zu beschnuppern. „Wir haben uns beim ersten Studiobesuch bzw. Fotoshooting 2020 überhaupt das erste Mal gesehen“, lacht Paucz im „Krone“-Talk im Wiener Café Kriemhild, „vor den internationalen Auftritten waren wir oft acht Stunden zusammen im Auto. Wir hatten tolle Gespräche und spielten blöde Spiele, um die Zeit zu vertreiben. Erst in diesen Situationen haben wir uns wirklich kennengelernt.“ 

Ausbaufähige Motivation
Kleebauer hat - wie schon beim ersten „Krone“-Interview - wieder keine Lust auf ein Gespräch mit uns und seinen Kollegen. Mile und Paucz versprühen mittelmäßige Euphorie und haben sich relativ wenig Gedanken darüber gemacht, wie man das neue zweite Album „Acting Funny“ einer breiten Öffentlichkeit erklären soll. Es ist eben nicht so leicht, wenn eine Aneinanderreihung von Insider-Jokes und gruppendynamischer Themenkomplexe plötzlich den Zirkel des Inneren verlässt. „Die Songs sind im Großen und Ganzen selbstreflektierend und drehen sich um das innere Wachsen in Momenten der Unsicherheit. Die kurzen Passagen und Interludes auf dem Album sind der Kleber, der die einzelnen Songs zusammenhält. Es war nicht bewusst geplant, ein Selbstreflexionsalbum zu machen, sondern Raum für Interpretation geben.“

Geplant war bei Sharktank noch nie etwas. Ob das an der bewussten Spontanität oder einer laschen Ungezwungenheit liegt, lässt sich nicht zur Gänze eruieren. Mit dem Titeltrack „Acting Funny“ und „Busy“ finden sich zwei Songs am Album, die schon in der ersten Albumrutsche geschrieben wurden, der Rest kam später dazu. „Uns ist prinzipiell egal, was sich jemand erwartet. Hauptsache, wir machen, worauf wir Lust haben“, so Mile, „wir zerdenken die Dinge nicht und es gab auch kein großes Gespräch, das über die Ausrichtung der Musik stattfand. Am Ende geht es bei uns immer darum, irgendetwas zu machen. Es ist ja eh egal.“ Die ersten vier geschriebenen Songs waren allesamt ruhig, erst dann kamen Sharktank drauf, dass man doch auch aufs Gaspedal drücken und sich gesamtkonzeptionell zumindest ein bisschen was überlegen sollte, um einen Spannungsbogen auf „Acting Funny“ zu entfachen.

Wichtige Selbstbestätigung
Musikalisch weist das Album viele lichte Momente auf. Das von Paucz geschriebene „Never Ever Ever“ ist etwa der poppigste und zugänglichste Song der bisherigen Bandgeschichte, das eindeutig von Covid und Verschwörungstheoretikern mit inspirierte „Chemtrails & Paperplanes“ entstand aus einer Sprachmelodie Miles und wurde erst von dort weg instrumental verstärkt. Die einzelnen Bandmitglieder wagten sich bei den Songwriting- und Aufnahmesessions mehrfach in neue Gewässer und hatten - mit der Erfahrung von einigen Konzerten - vor allem die Livetauglichkeit ihrer Nummern im Hinterkopf. „Wenn man diesen Aspekt bedenkt, dann komponiert man automatisch anders.“ Ein wichtiger psychologischer Effekt: nach den bisherigen Erfolgen wussten die drei, dass sie Songs schreiben können. „Wir haben uns selbst bestätigt und dieses Wohlgefühl miteinander und mit der Arbeit einfach zugelassen.“

Im Vergleich zum Debütalbum wurden Miles Rap-Parts etwas zurückgeschraubt, der Indie- und Pop-Grunge-Anteil wurde dafür um einige Nuancen erweitert. „Wir lassen die Dinge passieren“, erklärt Paucz, „ich kann zum Beispiel gar nicht Klavier spielen, habe aber am Synthesizer herumgedrückt und dabei kam etwas raus. Wir haben unsere Grenzen um einiges erweitert.“ Eine Art Futterneid gibt es bei Sharktank nicht, sogar die Texte werden komplett zerteilt. „Es ist sich keiner zu schade, vom anderen etwas anzunehmen“, führt Mile aus, „als Band sind wir in erster Linie darauf bedacht, das Beste aus einem Song herauszuholen. Wer dann die Idee dazu hat, dazu rappt, singt oder spielt, ist im Endeffekt egal. Lieder entstehen immer dann, wenn wir alle drei das richtige Gefühl dafür haben. Es ist ein bisschen wie Gruppenarbeit in der Schule. Drei Ansichten, Emotionen und Stimmungen treffen aufeinander und daraus entsteht eine Nummer.“

Herzensprojekt hat Vorrang
Im Mai sind Sharktank im Zuge von „Acting Funny“ nun das erste Mal flächendeckend auf Headliner-Tour und werden quer durch Österreich ihre neuen Songs und die „Klassiker“ der Corona-Jahre zum Besten geben. Sommerfestivals und weitere Auftritte im Laufe des Jahres sind nicht ausgeschlossen. Wie geht sich das denn überhaupt aus, wenn Paucz live für Bilderbuch spielt und Kleebauer x andere Projekte verfolgt? „Bilderbuch ist ein Job, Sharktank das Herzensprojekt“, lacht die Gitarristin, „man muss sich die Zeit für die Band einfach nehmen. Wenn man wirklich will, dass etwas passiert, dann tut man es einfach.“ Mile ergänzt: „Wir ziehen alle an einem Strang, was sehr cool ist. Wir verbringen gerne Zeit miteinander und uns muss niemand in den Hintern treten, damit wir in die Gänge kommen. Wir kommen gut damit klar, dass wir verschiedene Projekte haben, sind sehr flexibel und achten darauf, dass es für alle Sinn macht.“

Österreich-Tour im Mai
Sharktank live sieht man am 2. Mai im Salzburger Rockhouse, am 3. Mai im Linzer Posthof, am 4. Mai im ppc in Graz, am 17. Mai im Wiener Flex und am 18. Mai in der Bäckerei Innsbruck. Unter www.oeticket.com erhalten sie alle Informationen und auch die Karten für die einzelnen Events.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt