Wann die NATO-geführte Friedensmission zu Ende sein könnte, ist nach Einschätzung von Darabos (im Bild mit Brigadier Johann Luif, dem stellvertretenden Kommandanten der KFOR-Mission) nicht absehbar. Angesichts der jüngsten Unruhen im Norden des Landes dürfte es demnach aber noch Jahre dauern.
Auch der neue KFOR-Kommandant Erhard Drews rechnet derzeit "nicht mit einer dauerhaften Beruhigung" der Lage. Der Grenzkonflikt im Norden des Kosovo, wo eine serbische Minderheit lebt, war gerade an dem Tag, an dem sich Darabos ein Bild von der Lage vor Ort machen wollte, neu aufgeflammt - es kam es zu Auseinandersetzungen zwischen KFOR-Soldaten und ortsansässigen Serben, auf beiden Seiten gab es Verletzte.
KFOR-Chef: "Militärische Gewaltlösung schließe ich aus"
Die Serben blockieren einerseits die von der EU-Rechtsstaatsmission EULEX seit 16. September kontrollierten Grenzübergänze zwischen Serbien und dem Kosovo und errichten immer wieder Straßensperren. Gleichzeitig werde laut Drews aber illegal auf Nebenstraßen weiterhin "ein Waren- und Menschenverkehr" betrieben. Die KFOR-Soldaten verzichten allerdings darauf, die Straßenblockaden zu räumen, weil sie keine weitere Eskalation provozieren wollen. "Eine militärische Gewaltlösung schließe ich aus, es muss eine politische Lösung geben", so Drews.
Eine dauerhafte Lösung des Konflikts scheint derzeit aber nicht in Sicht. Darabos hält die zunächst angedachte Reduktion der internationalen Schutztruppen von derzeit 6.000 bis 7.000 auf 2.700 Soldaten für nicht machbar. Er sehe dazu derzeit keine Möglichkeit, so der Minister. Darabos gestand gleichzeitig ein, dass die frühe Anerkennung des Kosovo durch Österreich in Serbien "nicht überall auf Gegenliebe gestoßen" sei. Er sehe Österreich dennoch als "Vermittler mit dem Ziel, beide Länder an die EU heranzuführen".
Grenzposten-Besuch aus Sicherheitsgründen abgesagt
Der Minister schaute sich bei seiner eintägigen Visite mehrere Stationen an. So überflog er gemeinsam mit einer Gruppe von Journalisten genau zu dem Zeitpunkt jenen Grenzposten, an dem es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen US-amerikanischen KFOR-Soldaten und ortsansässigen Serben kam. Die dort geplante Landung wurde wegen der unruhigen Lage abgesagt. Darabos besuchte auch die Soldaten des ORF-Bataillons (Operational Reserve Force), die wegen der jüngsten Unruhen in dem Balkanland angefordert worden waren. Mit dieser Verstärkung stellt Österreich derzeit etwa 600 Soldaten im Kosovo und ist damit der größte Nicht-NATO-Truppensteller.
Spezielle Sprachkenntnisse erforderte der Besuch bei den MSU-Kräften (Military Specialized Unit), die unter dem Kommando der italienischen Carabinieri stehen. Dort wird nämlich anders als international üblich nicht in Englisch, sondern in Italienisch kommandiert. Österreichische Soldaten, die zu dieser Einheit stoßen, bekommen daher einen Italienisch-Kurs und ein deutsch-italienisches Militärwörterbuch. Der Grund für dieses ungewöhnliche Prozedere sind die mangelnden Englisch-Kennnisse der italienischen Soldaten.
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