Kinderwunsch

Trotz Endometriose ein Baby bekommen?

Gesund Aktuell
16.04.2023 14:00

Die Sehnsucht nach einem Kind kennen viele Frauen. Was aber passiert, wenn „frau“ auch noch an Endometriose leidet? Wie stehen dann die Chancen? Ein Facharzt berichtet über die Hintergründe, Ursachen und die Behandlung.

„Etwa 2-4% aller Österreicherinnen im gebärfähigen Alter leiden an Endometriose", berichtet Univ. Prof. Dr. Gernot Hudelist, Facharzt für Frauenheilkunde und Endometriose-Spezialist aus Wien.

Diagnose Endometriose
Endometriose bedeutet, dass sich Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter ansiedelt - etwa im Bauchfell, Darm oder an den Eierstöcken - und dort eine Entzündungsreaktion verursacht, die oft zu heftigen Schmerzen führt. Die meisten Betroffenen leiden vor allem an starken Regelbeschwerden, aber auch der Stuhlgang kann z.B. mit Schmerzen einhergehen, wenn sich Endometrioseherde im Dickdarm angesiedelt haben.

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Jede fünfte unfruchtbare Patientin hat Endometriose.

Univ. Prof. Dr. Gernot Hudelist, Facharzt für Frauenheilkunde und Endometriose-Spezialist aus Wien


Unfruchtbar durch Endometriose?
Für viele Frauen ist ihr unerfüllter Kinderwunsch ein großes Thema. „Jede fünfte unfruchtbare Patientin hat Endometriose“, informiert der Facharzt. Meist zeichnen mehrere Ursachen dafür verantwortlich, warum es aufgrund der Krankheit nicht mit einem Baby klappen will. „Verklebungen und Verwachsungen der Eileiter sowie Störungen der Eizellreifung und der Gebärmuttermuskelbewegungen gelten als Hauptgründe“, fasst Prof. Hudelist zusammen. Nicht zu unterschätzen ist darüber hinaus, dass Frauen mit Endometriose oft starke Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und daher seltener Lust darauf verspüren.

Siedelt sich aufgrund der Erkrankung Gebärmutterschleimhaut außerhalb des Organs an, leidet die Fruchtbarkeit. (Bild: TuMeggy - stock.adobe.com)
Siedelt sich aufgrund der Erkrankung Gebärmutterschleimhaut außerhalb des Organs an, leidet die Fruchtbarkeit.

Spätestens nach einem Jahr zum Gynäkologen
Wann wäre ein Arztbesuch angezeigt? „Jede Frau, die nicht innerhalb von 12 Monaten schwanger wird (über 35-Jährige bereits nach sechs Monaten), sollte ihren Gynäkologen aufsuchen. Er wird dann den Hormonstatus erheben und prüfen, ob die Eileiter durchgängig sind. Außerdem ist eine Untersuchung in einer spezialisierten Einrichtung anzuraten.“ Übrigens sollte bei unerfülltem Kinderwunsch immer auch der Mann durchgecheckt werden!

Gewebewucherungen beseitigen
Stellt die Endometriose tatsächlich die Ursache für die Unfruchtbarkeit dar, rät der Experte zu künstlicher Befruchtung (Reproduktionsmedizin), ebenso kommt eine Operation - genauer gesagt die Beseitigung der Gewebewucherungen - infrage. „Dieser Eingriff hängt jedoch stark von der Lokalisation der Endometrioseherde ab. Im Idealfall kann man diese gut und vollständig entfernen - dadurch verbessern sich die Chancen auf eine spontane Schwangerschaft. Aber ich will nicht unerwähnt lassen, dass es immer eine Gratwanderung ist, um ja keine Organe zu verletzen“, erklärt Prof. Dr. Hudelist.

Die Operation wird meist als Bauch-Spiegelung (Laparoskopie) durchgeführt: Über einen kleinen Schnitt in der Bauchdecke schiebt der Arzt ein Röhrchen mit einer kleinen Kamera und einer Lichtquelle an der Spitze (Endoskop) in den Bauchraum. Über dieses Röhrchen lassen sich feine chirurgische Instrumente einbringen, mit deren Hilfe er Endometrioseherde und -Zysten entfernt.

Endlich schwanger - womit dann zu rechnen ist
Erwartet eine Frau trotz ausgedehnter Endometriose (Befall mehrerer Organe) ein Kind, gilt sie als Risikoschwangere. „Studienergebnissen zufolge ist dann das Risiko für Blutungen, Frühgeburt und Schwangerschaftsvergiftung erheblich höher als bei der Durchschnittspatientin. Wir raten diesen Damen daher vorbeugend zu engmaschigen Kontrollen - weit häufiger als im Mutter-Kind-Pass vorgesehen - an spezialisierten Zentren“, berichtet der Facharzt.

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