Einstweilige Verfügung

USA: Zulassung für Abtreibungspille ausgesetzt

Ausland
08.04.2023 08:15

Ein Bundesgericht im US-Bundesstaat Texas hat die Zulassung des Abtreibungsmedikaments Mifepriston in den USA per einstweiliger Verfügung ausgesetzt. Der am Freitag (Ortszeit) erlassene Beschluss soll allerdings erst in sieben Tagen in Kraft treten, um der für die Zulassung von Medikamenten zuständigen Behörde die Möglichkeit zu geben, Berufung gegen die Entscheidung einzulegen. US-Justizminister Merrick Garland teilte am Freitag prompt mit, sein Ministerium werde berufen.

Auch US-Präsident Joe Biden ließ wissen, dass seine Regierung gegen den Beschluss vorgehen werde. Beobachter gehen davon aus, dass der Fall vor dem obersten Gerichtshof der USA landen wird. Mifepriston ist eines von zwei Medikamenten, die in den USA üblicherweise zusammen für den medikamentösen Schwangerschaftsabbruch eingesetzt werden. Sollte es die Zulassung verlieren, würde das auch für Staaten gelten, in denen Abtreibung erlaubt ist. Gegen die Zulassung des Medikaments geklagt hatten Abtreibungsgegner.

Ein Kombipack von Mifepriston und Misoprostol - die beiden Arzneien werden gemeinsam für einen Schwangerschaftsabbruch eingesetzt. (Bild: AFP)
Ein Kombipack von Mifepriston und Misoprostol - die beiden Arzneien werden gemeinsam für einen Schwangerschaftsabbruch eingesetzt.

Jede zweite Abtreibung erfolgt medikamentös
Das Urteil in Texas wird als wichtigster Richterspruch im Kampf um das Recht auf Abtreibung in den USA gesehen, seit das Oberste Gericht im Juni in einer historischen Entscheidung das landesweite Recht auf Abtreibung gekippt hatte. Laut dem auf reproduktive Gesundheit spezialisierten Guttmacher Institute werden mehr als die Hälfte aller Abtreibungen in den USA medikamentös durchgeführt. Das Verbot erschwere den Zugang zu einem solchen Eingriff, warnten Kritiker.

Die Menschenrechtsorganisation UltraViolet setzt sich für die Abtreibungspille Mifepriston ein. (Bild: 2023 Getty Images)
Die Menschenrechtsorganisation UltraViolet setzt sich für die Abtreibungspille Mifepriston ein.

Justizministerium und anderes Gericht gehen gegen Entscheidung vor
Die Gerichtsentscheidung in Texas widerspreche dem Expertenurteil der US-Arzneimittelbehörde FDA, dass Mifepriston „sicher und effektiv“ sei, sagte Garland am Freitag weiter. Das Justizministerium werde die Entscheidung der FDA auch weiterhin verteidigen. Zudem wolle das Ministerium eine Entscheidung aus dem Bundesstaat Washington prüfen. Laut einem Bericht der „New York Times“ hatte ein anderes Bundesgericht im Bundesstaat Washington nur eine Stunde nach dem Richterspruch in Texas zudem eine gegensätzliche Entscheidung erlassen, die von der Zulassungsbehörde verlange, keine Änderungen mit Blick auf den Zugang zu dem Medikament vorzunehmen.

Präsident Biden kritisierte die Entscheidung des Gerichts in Texas als „weiteren beispiellosen Schritt“, der Frauen grundlegende Freiheiten raube und ihre Gesundheit gefährde. Sollte der Beschluss Bestand haben, „würde er Frauen in allen Staaten den Zugang zu dem Medikament verwehren“, und zwar unabhängig davon, ob Abtreibung in einem Staat legal sei.

Mifepriston wurde im Jahr 2000 in den USA zugelassen und bisher üblicherweise zusammen mit dem Medikament Misoprostol für Schwangerschaftsabbrüche eingesetzt. Misoprostol kann auch alleine zur Abtreibung eingesetzt werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt dieses Vorgehen, wenn Mifepriston nicht verfügbar ist. Laut dem Guttmacher Institute ist unklar, wie viele Ärzte auf diese Methode umsteigen würden. Mediziner in den USA hätten damit weniger Erfahrung, sagte die Epidemiologin Heidi Moseson „Nature“.

Mögliche Konsequenzen für Corona-Impfstoff befürchtet
Das Recht auf Abtreibung ist in den USA eines der umstrittensten politischen Themen. Vor allem die religiöse Rechte und weite Teile der republikanischen Partei versuchen seit Jahrzehnten, dieses Recht einzuschränken oder gar abzuschaffen. Der Richter im aktuellen Fall, Matthew Kacsmaryk, wurde von Ex-Präsident Donald Trump ernannt. Kritiker befürchten, das Urteil könnte die Tür für weitere Verbote von Abtreibungsmedikamenten oder sogar des Corona-Impfstoffs öffnen.

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