Steirische Hüttenwirte erwarten wieder eine starke Saison. Helfende Hände zu finden wird für sie aber immer schwieriger. So manches alpines Haus steht überhaupt ohne Pächter da.
Nach einem anstrengenden Aufstieg auf ein kühles Bier und eine zünftige Jause einkehren - das gehört zum Gipfelsieg auf steirischen Bergen einfach dazu. Unsere Hütten sind auch touristische Aushängeschilder und erleben seit Corona noch mehr Zustrom. Weniger beliebt wird hingegen das Arbeiten am Berg.
Ohne ausländische Hilfskräfte aufgeschmissen
Wie ein „Krone“-Rundruf bei steirischen Hüttenwirten zeigt, wird es immer schwieriger, Personal für die fordernden Saisonjobs zu finden. „Speziell in den letzten Jahren war es hart. Aber wenn der Staat halt finanziell so gut unterstützt, braucht man sich nicht wundern, dass keiner mehr arbeiten will“, sagt Günter Perhab, langjähriger Pächter des Guttenberghauses im Dachsteingebirge. „Ohne meine Hilfskräfte aus Nepal könnte ich wohl zusperren.“
Noch auf der Suche nach helfenden Händen ist auch Erhard Fischbacher von der Keinprechthütte in den Schladminger Tauern: "Es ist immer eine Zitterpartie, ob ich genug Personal finde. Man hat das Gefühl, vielen sind heutzutage Internet und Fernsehen wichtiger als Arbeit.“
Personal sagt zu - und taucht dann oft nicht auf
„Heuer passt’s soweit“, sagt hingegen Christoph Weninger, Pächter der Austriahütte mit Dachsteinblick - „wenn auch wirklich alle kommen“, setzt der Hüttenwirt nach. „Denn, ganz ehrlich, vor allem österreichische Arbeitskräfte sind heute oft sehr unzuverlässig.“
Auf der Heßhütte, der größten Hütte im Gesäuse mit rund 4000 Nächtigungen pro Jahr, hat Pächter Leopold Aigner für heuer genug Personal beisammen. Aber auch er sagt: „Zum Glück habe ich drei Nepalesen bewilligt bekommen.“ Entgegen dem Trend schlagen die Wirtinnen der Voisthalerhütte am Hochschwab andere Töne an: „Wir haben überhaupt kein Problem. Das mag auch daran liegen, dass wir deutlich über dem Kollektivvertrag zahlen“, so Pächterin Lisi Schleicher.
Ein Hütte zu pachten will heute gut überlegt sein
Bei anderen steirischen Hütten ist es indes ungewiss, ob sie heuer überhaupt noch aufsperren: So sucht etwa der Österreichische Touristenklub (ÖTK) für das Mugel-Schutzhaus am Leobner Hausberg sowie für das Karl-Ludwig-Haus auf der Rax fieberhaft nach neuen Pächtern. „Wir haben gerade wieder Gespräche mit einem Interessenten für das Mugel-Schutzhaus“, sagt der auf „Hüttenmanagement“ spezialisierte Georg Oberlohr. Generell sei es gerade nicht leicht, neue Pächter zu finden. „Die Teuerungswelle und die schwierige Personallage sorgen für eher verhaltene Stimmung“, so der Osttiroler.
Wer einmal einen Sommer auf einer Hütte arbeiten möchte, wird auf diversen Online-Plattformen fündig - auch noch für diese Saison. Unter anderem auf den Webseiten alpenverein.at, oetk.at, naturfreunde.at oder almwirtschaft.com.
Einer, der es dennoch wagt und Mitte Mai als Wirt auf der Edelrautehütte bei Hohentauern durchstarten will, ist Stefan Gottstein: „Ich kenne die Hütte von klein auf, und es ist mir ein Anliegen, dass sie wieder belebt wird“, so der Triebener.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.