Ein rigoroser Sanierungsplan soll der in finanzielle Schieflage geratenen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof wieder schwarze Zahlen bescheren. Immerhin 47 Filialen sollen nun deutschlandweit geschlossen werden - die Gewerkschaft Verdi hat daher in einigen der Häuser zu Warnstreiks gegen die „unverschämten Pläne“ aufgerufen. Die Geschäftsleitung hat dafür jedoch keinerlei Verständnis.
Die Wut und die Enttäuschung seien immens, betonte die Hamburger Verdi-Vorsitzende Heike Lattekamp gegenüber deutschen Medien. „Die Belegschaften stecken seit vielen Jahren Geld in die Sanierung des Unternehmens und verzichten auf bis zu 5500 Euro jedes Jahr“, kritisiert sie, dass gar eine Rückkehr zum Flächentarifvertrag bis zuletzt vehement ausgeschlossen wurde.
„Unsere Antwort auf diese unverschämten Pläne sind erste regionale Warnstreiks“, so Lattekamp weiter.
Insgesamt 19 Kaufhäuser Warenhauskette - die sich im Besitz der Signa-Holding des Tiroler Immobilienjongleurs René Benko befindet - haben sich am Samstag dann tatsächlich an dem ganztägigen Warnstreik beteiligt. Für die Kunden in Hamburg, Baden-Württemberg und Hessen änderte sich jedoch kaum etwas - die Geschäfte blieben trotzdem geöffnet.
Geschäftsführung fürchtet „ruinöse Schäden“
„Sämtliche Filialen sind geöffnet, und das wird so bleiben“, erklärte ein Unternehmenssprecher in Essen. Wie der „Business Insider“ berichtete, gab es auch ein Statement der Geschäftsführung an die Gewerkschafter: „Die geplanten Streikmaßnahmen sind offensichtlich rechtswidrig und drohen ruinöse Schäden zu verursachen, für die sie haftbar zu machen wären“, werden Konzernchef Miguel Müllenbach und der Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz zitiert.
Das Unternehmen befinde sich nach wie vor in einem Insolvenzverfahren und einer „existenziellen Krisensituation“. Und weiter: „In einer solchen Situation dem Unternehmen zielgerichtet massiven wirtschaftlichen Schaden zuzufügen, indem man an einem der wesentlichen Einkaufstage des Jahres Filialen bestreiken lässt und zur Schließung zwingt, konterkariert eklatant das Ziel des Insolvenzplans.“
4000 Mitarbeiter verlieren ihre Arbeit
Der Sanierungsplan der angeschlagenen Warenhauskette hat es in sich. Trotz hoher Staatshilfen in den vergangenen Jahren müssen demnach 47 der 129 Filialen geschlossen werden - davon betroffen sind 4000 Mitarbeiter. Der Sanierungsplan an sich stellt für Verdi jedoch gar nicht das Problem dar - vielmehr sind es die festgefahrenen Tarifverhandlungen für die rund 17.000 Beschäftigten, die die Gewerkschafter auf die Barrikaden bringen.
Ihre zentrale Forderung sieht dabei vor, die regionalen Flächentarife des Einzelhandels zu berücksichtigen. Angesichts der massiven Teuerung im vergangenen Jahr wohl ein existenzieller Punkt für viele der Mitarbeiter.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.