Russland ist nach dem Angriffskrieg auf die Ukraine lange recht gut durch die wirtschaftlichen Sanktionen des Westens - zumindest dem ersten Anschein nach. Am Freitag folgte dann der tiefe Fall: Die Landeswährung Rubel fiel auf den niedrigsten Stand seit April 2022, das Finanzministerium vermeldete ein Milliardenloch. Vor den Banken bildeten sich daraufhin lange Schlangen - ein verzweifelter Versuch, das Geld zu retten.
Zu Beginn des Krieges konnte Russland aufgrund der enormen Öl- und Gaspreise sowie mit Hilfe von Währungsreserven den Rubel stützen. Das scheint nun vorbei zu sein: Die russische Währung durchbrach Freitagfrüh die Schwelle von 90 Rubel pro Euro. Der Rubel hat in diesem Jahr bisher die drittschlechteste Entwicklung unter den globalen Währungen hingelegt, übertroffen nur vom ägyptischen Pfund und dem argentinischen Peso.
Vertrauen in eigene Währung schwindet
Die russische Zentralbank erwartet laut informierten Kreisen einen noch größeren Verlust mit Blick auf das kommende Jahr. Nur kurz nach Bekanntwerden des Kursrutsches bildeten sich gewaltige Schlangen vor den Banken, wie zahlreiche Aufnahmen in den sozialen Medien belegen. Dies stellt ein deutliches Indiz dafür dar, dass das Vertrauen der Russen in die eigene Währung schwindet. Kurzerhand versuchten viele, zumindest einige ihrer Ersparnisse zu retten, indem sie sie in Fremdwährungen eintauschten.
Sanktionen treffen Russland hart
Wurden die westlichen Sanktionen gegen Russland aufgrund der Eskalation in der Ukraine oft als nutzlos kritisiert, zeigt sich mit der Zeit aber immer klarer, wer hier den längeren Atem hat. Bei sinkenden Einnahmen ist der russische Staatshaushalt im ersten Quartal des Jahres tief in die roten Zahlen gerutscht.
Das Defizit habe von Jänner bis März bei 2,4 Billionen Rubel (26,5 Milliarden Euro) betragen, wie das russische Finanzministerium am Freitag mitteilte. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum 2022 wurde noch ein deutlicher Überschuss von 1,13 Billionen Rubel (12,83 Milliarden Euro) erzielt.
Loch lässt sich mit Staatsvermögen stopfen - noch
Dabei ist der Einbruch sogar durch die steigende Produktion von Militärgütern noch gemildert, halten sie doch so die russische Industrie am Laufen. Niedrigere Einnahmen aus den Öl- und Gas-Exporten werden der europäischen Ratingagentur Scope zufolge aber das Loch im russischen Staatshaushalt in diesem Jahr insgesamt vergrößern.
Das Defizit dürfte auf 3,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) steigen, heißt es in einer Analyse der Bonitätswächter.
Allerdings dürfte der Staat das Loch im Staatsetat ohne größere Probleme stopfen können. „Bis auf Weiteres kann Russland sein Defizit relativ leicht finanzieren, indem es den Nationalen Vermögensfonds in Anspruch nimmt“, betonte die Ratingagentur.
Dieser dürfte allerdings schmelzen: Ende 2024 werde der Fonds voraussichtlich nur noch 3,7 Prozent des BIP entsprechen, nachdem er Ende 2021 - also kurz vor Ausbruch des Krieges gegen die Ukraine - noch 10,4 Prozent ausmachte.
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