Die Corona-Pandemie hat für einen Innovationsschub in der Wissenschaft gesorgt. Der breite Einsatz von mRNA-Impfstoffen beschleunigt nämlich die Hoffnungen, dass schon in absehbarer Zeit ein Vakzin gegen Krebs auf den Markt kommen könnte. Pharmariese Moderna will das sogar schon innerhalb der nächsten sieben Jahren schaffen.
Schon länger gilt die mRNA-Technologie als absolute Zukunftshoffnung in der Krebstherapie - nun ist ein regelrechter Wettlauf um die nächste medizinische Revolution entbrannt. Nachdem etwa das Pharmaunternehmen Biontech eine Kooperation mit dem britischen Gesundheitsdienst geschlossen hat, geht nun auch die US-Firma Moderna in die Offensive.
Man sei zuversichtlich, dass man die mRNA-Technologie schon bis zum Jahr 2030 gegen verschiedene Krebs-Herz-Kreislauf-, Autoimmunerkrankungen und weitere Krankheiten einsetzen könne, versprach der Chief Medical Officer des Unternehmens, Paul Burton nun gegenüber dem „Guardian“.
Angeregtes Immunsystem soll Krebszellen zerstören
Mithilfe der Technologie soll der Körper bzw. das Immunsystem angeregt werden, Krebszellen zu erkennen und zu zerstören. Auch mehrere Atemwegsinfektionen könne man mit einer einzigen Injektion abdecken. Somit könnte man etwa auch gefährdete Menschen gegen Covid oder Grippe gleichzeitig schützen.
Die bereits vorhandenen Studien zu den Impfungen seien „sehr vielversprechend“ - der Erfolg der Covid-Vakzine hat das Vorankommen der neuen Behandlungsmethode massiv beschleunigt - Forscher sprechen davon, dass ein Fortschritt von normalerweise 15 Jahren in nur 12 bis 18 Monaten „abgespult“ werden konnte. Entsprechende Therapieprogramme könnten bereits in fünf Jahren starten, macht er vielen Betroffenen Hoffnung.
Seltene Krankheiten bald behandelbar?
„Wir werden diesen Impfstoff haben, und er wird hochwirksam sein und viele Hunderttausende, wenn nicht Millionen von Leben retten. Ich denke, wir werden in der Lage sein, den Menschen auf der ganzen Welt personalisierte Krebsimpfstoffe gegen verschiedene Tumorarten anzubieten“, zeigt sich Burton zuversichtlich.
Das Unternehmen möchte mit der mRNA-Therapie seltene Krankheiten behandelbar machen, die bislang oft ein Todesurteil waren. „Ich glaube, dass wir uns in zehn Jahren einer Welt nähren, in der man wirklich die genetische Ursache einer Krankheit identifizieren kann“, so Burton weiter. Man könne dann relativ einfach „die Ursache herausschneiden und mit mRNA-basierter Technologie reparieren“.
Impfstoff zeigt Immunsystem den Weg
Das mRNA-Molekül weist dabei die Zellen an, Proteine herzustellen. Durch Injektion einer synthetischen Form können die Zellen Proteine produzieren, die unser Immunsystem angreifen soll. Ein mRNA-basierter Krebsimpfstoff würde das Immunsystem auf einen Krebs aufmerksam machen, der bereits im Körper eines Patienten wächst, sodass es ihn angreifen und zerstören kann, ohne gesunde Zellen zu zerstören.
Dazu müssen Proteinfragmente auf der Oberfläche von Krebszellen identifiziert werden, die auf gesunden Zellen nicht vorhanden sind - und die am ehesten eine Immunreaktion auslösen - und dann mRNA-Stücke erzeugt werden, die den Körper anweisen, wie er sie herstellen soll.
Algorithmus filtert Mutation heraus
Dazu entnehmen zunächst entnehmen die Ärzte genetisches Material eines Patienten und senden es an ein Labor - dort werden Mutationen identifiziert, die in gesunden Zellen nicht vorhanden sind. Ein maschineller Lernalgorithmus ermittelt dann, welche dieser Mutationen für das Wachstum des Krebses verantwortlich sind.
Anschließend werden mRNAs für die vielversprechendsten Antigene hergestellt und in einen personalisierten Impfstoff verpackt.
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