Wieder ein EU-Verbot

Warum dem heimischen Zucker das Aussterben droht

Niederösterreich
11.04.2023 06:06

Weil Chemie nicht mehr erlaubt ist, werden Pheromone zur Rettung der Rübenernte und der Zuckerproduktion eingesetzt. Denn die Rüsselkäfer machen den österreichischen Bauern ordentlich zu schaffen.

Fast sieht es so aus, als wären da auf Feldern im Weinviertel eigentümliche Osternesterln vergessen worden. Tatsächlich sind es aber 155.000 Plastkkübeln, die Landwirte derzeit auf den Äckern vergraben. In den Behältern befinden sich Pheromone, also sexuelle Duftstoffe, die Insekten in die Falle locken. Und zwar speziell die Rübenderbrüsselkäfer.

Johannes Kraus vergräbt Pheromonfallen gegen die Rüsselkäfer auf seinen Feldern. (Bild: Johannes Kraus)
Johannes Kraus vergräbt Pheromonfallen gegen die Rüsselkäfer auf seinen Feldern.

Denn die heimischen Rübenbauern stehen in einem erbitterten Kampf gegen diese sechsbeinigen Schädlinge. Und dieses Ringen um die Rübenernte wird heuer offenbar noch härter als in den vergangenen Jahren. Denn bisher wurden die heimischen Zuckerrüben vor der Pflanzung mit Neonicotionoiden – kurz: Neonics – gebeizt, um Schädlinge fernzuhalten.

Fakten

155.000 Pheromonfallen gegen Rüsselkäfer werden derzeit auf Niederösterreichs Rübenfeldern ausgelegt. Auf rund 20.600 Hektar werden Zuckerrüben in den Bezirken Tulln, Horn, Hollabrunn, Bruck an der Leitha, Wiener Neustadt, Korneuburg, Gänserndorf, Baden, Mödling und Mistelbach angebaut.

Pheromonfallen gegen Schädlinge
Im Jänner entschied der Europäische Gerichtshof jedoch, dass diese Beize nicht mehr eingesetzt werden darf. Zur Bekämpfung der Rübenderbrüsselkäfer bleiben den Landwirten daher nur die weniger effizienten Pheromonfallen, klagen die Betroffenen. Die verärgert sind: Denn die verpönten Neonics, dürfen in Flohhalsbändern für Hunde und Katzen sehr wohl weiterhin verwendet werden.

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Es geht um die Zuckerproduktion. Ich gehe davon aus, dass es nicht allen Landwirten gelingen wird, ihre Ernte zu retten. Nächstes Jahr ist die Population der Schädlinge dann wohl noch größer.

Johannes Kraus, Rübenbauer

Unter dem steigenden Schädlingsdruck wurde bisher schon zusätzlich auf die „Kübelfallen“ gesetzt, weil die Beize alleine manche Rübenfelder nicht mehr retten konnte. „Die Beize ermöglichte aber eine gezielte Schädlingsbekämpfung. Gegen weitere Schädlinge wie Blattläuse oder Erdflöhe müssen wir jetzt Pflanzenschutzmittel flächig spritzen, denen dann aber natürlich auch Nützlinge zum Opfer fallen“, will sich auch Landwirt Johannes Kraus aus Maria Roggendorf im Bezirk Hollabrunn nicht kampflos geschlagen geben. Die Prognosen für die Rübenernte sieht er aber eher düster.

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