Mit Kriegsbeginn wurden die Rufe nach der Energieunabhängigkeit laut. Parallel sind Österreichs Gasimporte aus Russland aber wieder gestiegen, mittlerweile auf fast 80 Prozent.
„Österreich hängt an der russischen Gas-Leine“, bringt es Herbert Lechner, der ehemalige Chef des wissenschaftlichen Vereins Energieagentur Österreich, etwas überspitzt auf den Punkt. Laut dem Experten habe Russland historisch betrachtet von Beginn an darauf hingearbeitet, Österreich von seinem Erdgas abhängig zu machen. Archiv-Dokumente würden dies auch belegen - zusätzlich zu den jüngsten öffentlich zelebrierten Freundschaftsakten zwischen Österreich und Russland.
Seit seinem Amtsantritt 2000 wurde Russlands Präsident Wladimir Putin nicht weniger als sechsmal feierlich bei uns in Empfang genommen. Zuletzt 2018 - damals im Delegationsanhang: Gazprom-Chef Alexej Miller. Im selben Jahr hat der Kremlchef zudem als „Überraschungsgast“ auf der Hochzeit von Ex-Außenministerin Karin Kneissl in den steirischen Weinbergen sein Tanzbein geschwungen.
71 Prozent aller Importe aus Russland
Die aktuellen Zahlen sprechen ohnehin eine deutliche Sprache: Denn auch wenn die russischen Lieferungen über das vergangene Jahr betrachtet gesunken sind, kamen (wie die „Krone“ berichtete) im Dezember bereits wieder geschätzte 71 Prozent aller Gasimporte Österreichs aus Russland.
Nach dem Jahreswechsel sind die Zahlen weiter nach oben geklettert - tödliches Kriegstreiben hin oder her. Demnach waren im Februar schon wieder 80 Prozent des von Österreich eingekauften Gases russischer Herkunft. Auch der ehemalige OMV-Chef Gerhard Roiss sieht kein Ende der toxischen Gas-Beziehung. Er wollte die Abhängigkeit von Gazprom in seiner Amtszeit zwischen 2011 und 2015 auf 30 Prozent reduzieren und scheiterte damals kläglich.
Stattdessen wurde der Gasvertrag 2018, also vier Jahre nach der völkerrechtswidrigen Besetzung der Krim, bis 2040 verlängert.
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