Nächste Aktion in Graz

Abschiebung droht, doch Aktivistin klebt wieder

Steiermark
11.04.2023 08:17

Sie klebten schon wieder! Elf Aktivisten, unter ihnen auch die Deutsche Anja Windl, der die Abschiebung aus Österreich droht, wollten Dienstagfrüh mit einer Dreifach-Blockade den Grazer Verkehr lahmlegen. Die Aktion ist erst der Anfang, bis Freitag sind noch weitere geplant. Zum Auftakt hat die „Krone“ die Aktivisten begleitet.

Drei Kreuzungen rund um den Kaiser-Josef-Platz und die Grazer Oper hatten die Klimakleber am Dienstag in Beschlag genommen. Gegen 8 Uhr legten die jungen Männer und Damen los, klebten sich in aller Eile mit ihren Händen auf drei der umliegenden Zebrastreifen fest. Denn die Polizei lauerte bereits, hatte zusätzlich an Personal aufgerüstet. Und tatsächlich dauerte es nur wenige Augenblicke, bis die Exekutive eintraf und sofort den Verkehr umleitete.

Wollen Unterstützung der Stadt Graz
Denn bereits in der Vorwoche hatte die Letzte Generation angekündigt, dass es nach Ostern gleich eine Welle an Protesten geben wird - bis voraussichtlich Freitag. Man wünscht sich vor allem Unterstützung von der Stadt Graz. Bereits am Ostermontag hatten die Aktivisten eine E-Mail unter anderem an Bürgermeisterin Elke Kahr geschrieben, um ein Gespräch gebeten. Ein solches soll es zeitnah auch geben. 

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Generell unterstütze ich Formen eines Protests, der sich zielgerichtet an die richtigen Adressaten richtet, der ein Umdenken bewirkt und dazu anregt, sich für den Klimaschutz einzusetzen. Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit zu erzeugen, darf nicht auf Kosten anderer Menschen gehen, die Beschädigung von Eigentum und die Gefährdung von Personen sind abzulehnen.

Vizebürgermeisterin Judith Schwentner

Ob sich die Stadt mit der Letzten Generation solidarisiert, davon hänge auch der Fortgang der Proteste ab. Es geht den Aktivisten dabei um konkrete Forderungen, die sie auch am Dienstag öffentlich auf ihren Plakaten mitten auf der Franz-Graf-Allee einsehbar machten. „Keine neuen Bohrungen“ (gemeint ist Öl und Gas) und „100 km/h sind genug“, also das Tempo auf Autobahnen zu senken, sind zwei davon.

„Das Risiko ist es mir wert
„Gerade die 100 km/h wären so leicht umzusetzen, ich verstehe nicht, warum das nicht gemacht wird“, sagt die Künstlerin Lisa. Gemeinsam mit Gerda, ebenso Künstlerin, ist sie zum ersten Mal dabei. Beide folgten dem Aufruf der Letzten Generation, sich mit ihnen zu solidarisieren: „Irgendwer muss was tun!“

Die Kunstschaffenden Gerda (re.) und Lisa haben sich bereits mit der Letzten Generation solidarisiert, auch die Stadt Graz wollen sie an ihrer Seite haben. (Bild: Christian Jauschowetz)
Die Kunstschaffenden Gerda (re.) und Lisa haben sich bereits mit der Letzten Generation solidarisiert, auch die Stadt Graz wollen sie an ihrer Seite haben.
Aktivistin Petra A.: „Wir können die ganze Verantwortung nicht an unsere Kinder abgeben!“ (Bild: Christian Jauschowetz)
Aktivistin Petra A.: „Wir können die ganze Verantwortung nicht an unsere Kinder abgeben!“

Worum es noch geht? „Es geht darum, Menschen dafür zu gewinnen“, sagt etwa Petra Alex. Neben ihr am Boden hat sich das wohl bekannteste Gesicht der Protestbewegung festgeklebt: Anja Windl, die erst jüngst mit ihrem Sager „Ich lasse mich nicht einschüchtern“ für Aufsehen sorgte. Sie wurde ja beim Bundesamt für Asyl und Fremdenwesen (BFA) in Leoben einvernommen. Ihr droht die Abschiebung. 

Dass sich ihre Situation wegen der jüngsten Aktion verschlechtert, befürchtet sie nicht. „Außer ich würde weiter Öl kippen, das habe ich aber nicht vor.“ Trotzdem wisse man es nicht, das Risiko, weiterzumachen, sei es ihr aber auf alle Fälle wert: „Jetzt ist es unfassbar wichtig, wir haben nur noch ein paar Jahre Zeit!“, warnt Windl.

„Ihr habt ja einen Knall“
Dass nicht alle der Meinung der Aktivisten sind, machten einige Passanten klar: „Ihr habt ja einen Knall“, beschimpfte eine Frau die vier Teilnehmer am Kaiser-Josef-Platz beim Vorbeigehen. „Wegen euch komme ich heute zu spät zur Arbeit“, schrie ein anderer. Pensionistin Rottraud aus dem Grazer Bezirk St. Peter ist schon extra früher zum Arzttermin weggegangen: „Das muss man schon einberechnen.“

Die Anfeindungen nimmt die Letzte Generation in Kauf. „Natürlich tut es weh“, sagt Jakob Ranftl aus Wien, der extra nach Graz gekommen ist. „Es geht uns aber nicht darum, diese Leute umzustimmen, sondern wir wollen, dass die, die das Problem schon wahrnehmen, sich noch stärker dafür einsetzen.“

Und das gelingt zum Teil auch schon: Die Bewegung sei schon stark gewachsen, mittlerweile habe die Letzte Generation in Graz 100 bis 130 Mitglieder. Kulturschaffende solidarisieren sich, die ersten Politiker und Städte ebenso.

(Bild: Christian Jauschowetz)
(Bild: Christian Jauschowetz)
(Bild: Christian Jauschowetz)

Polizei löste Aktion auf, Klebstoff war hartnäckig 
Da die Klebe-Veranstaltung einmal mehr nicht angemeldet worden war, hat die Polizei zwar sogleich die Auflösung gefordert, zur Gänze war der Verkehr aber erst wieder um 9.40 Uhr freigegeben. Denn auch die letzte Hand von der Fahrbahn zu lösen, gestaltete sich ziemlich aufwendig. Alle „Klimakleber“ wurden weggetragen und erhielten eine Anzeige.

Aufgrund der Häufigkeit der Aktionen gehören übrigens mittlerweile bei vielen Streifen in Graz schon Lösemittel und Co. zur Ausrüstung. Auffallend war auch, dass besonders viele Beamte vor Ort waren - „vielleicht um Druck aufzubauen“, vermutet einer der Aktivisten.

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