Zumindest auf dem freien Markt ist Wohnen in der Stadt Salzburg zum Luxus geworden. Dazu zwei Beispiele von Internet-Angeboten im Frühjahr: 1100 Euro Gesamtmiete für eine 50 Quadratmeter-Wohnung ohne Balkon und Autostellplatz. Oder 800.000 Euro für eine Neubauwohnung mit 70 Quadratmetern. Wer, bitte, soll sich das noch leisten können?
Die neue Landesregierung wird jedenfalls gut daran tun, ab Tag eins etwas gegen den Salzburger Wohnmarkt-Wahnsinn zu unternehmen. Es gilt als Konsens, dass die monatlichen Ausgaben fürs Wohnen maximal ein Drittel des Gehalts ausmachen sollen. In Salzburg müssen aber vor allem junge Leute und Jungfamilien aktuell froh sein, Wohnraum vorzufinden, der sich nicht mit der Hälfte des Einkommens zu Buche schlägt.
Die „Krone“ analysierte eine große Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO im Auftrag der Arbeiterkammer. Hier fünf Gründe und Lösungen für die besorgniserregende Situation.
Grund 1
„Falsche“ Neubauaktivität: Salzburg hat einen unterdurchschnittlichen Anteil am sozialen Wohnbau. Konkret liegt er bei sozialen Mietwohnungen bei 46 Prozent und damit zehn Prozent unter dem Österreich-Schnitt (56 %). Weil am freien Markt die Mieten nicht reguliert sind, führt das zu höheren Durchschnittsmieten in Salzburg. Insgesamt wird in Salzburg wohl nicht zu wenig gebaut. Insgesamt entstehen aber mehr Investoren-Wohnungen als Einheiten im geförderten Bereich. Da muss der Hebel angesetzt werden.
Grund 2
Befristete Mietverträge: Jeder zweite Mietvertrag ist befristet. Das liegt daran, dass der Großteil der Wohnungen dem privaten und somit gewinnorientierten Mietwohnungssegmet zuzurechnen ist. Neuvermietungen oder Vertragsverlängerungen werden vielfach in Richtung der gestiegenen Marktmieten angepasst. Auch hier zeigt sich: Es braucht deutlich mehr geförderte Mietwohnungen. Wer indes auf dem freien Markt Mietwohnungen sucht, sollte anstelle der üblichen Drei-Jahre-Befristung um fünf oder mehr Jahre anfragen.
Grund 3
Hoher Leerstand: Es kann nicht exakt festgestellt werden, aber laut Untersuchungen könnte es allein in der Stadt Salzburg einen Leerstand von 4000 bis über 8000 Einheiten geben. Würden diese Einheiten als tatsächlicher Wohnraum zur Verfügung stehen, würde sich das dämpfend auf die Preise auswirken. Die Leerstandsabgabe war ein erster kleiner Schritt in die richtige Richtung. Es müsste gesetzlich aber noch passieren, damit Wohnungen nicht einfach nur Spekulationsobjekte, sondern dem Allgemeinwohl dienen.
Grund 4
Enorme Baukosten: Bei den durchschnittlichen Baukosten lag Salzburg im Jahr 2020 mit über 2500 Euro je Quadratmeter hinter Vorarlberg auf Rang zwei. Unangefochten auf Rang eins liegt man bei den Kosten im Mehrgeschoßbau. Dazu kommen Topwerte von etwa 3000 Euro für nur einen Quadratmeter Baugrund im Stadtteil Aigen. Ein direkter Eingriff auf diese Kosten ist nicht möglich. Umso wichtiger ist es auch hier, dass viel mehr Wohnungen gebaut werden, damit die Nachfrage und die Preise eingebremst wird.
Grund 5
Stadtflucht: Die enorm hohe Wohnkostenbelastung in der Landeshauptstadt hat in den jüngsten Jahren dazu geführt, dass der Speckgürtel weit stärker bei der Bevölkerung zulegt hat als die Landeshaupt selbst. Das gilt auch bei den Immobilien: Während in der Stadt ein Rückgang von 17 Prozent bei Käufen verbuchte wurden, stehen Flachgau und Tennengau mit einem Plus von 17 bzw. 16 Prozent da. Die Folge: Extreme Preissteigerungen! Verdichteter Wohnbau lautet ein erster wesentlicher Lösungsansatz.
Den Teufelskreis durchbrechen, Kolumne
Salzburg ist wunderschön, heiß begehrt. Das ist mit ein Grund, warum das Leben hier sündhaft teuer ist. Das birgt Gefahren: Wenn ein Mitarbeiter einer großen Firma in Salzburg wie Niederösterreich denselben Lohn erhalten würde, kann man sich ausmalen, für welchen Standort er sich entscheidet. Salzburgs Politik muss alles in der Macht stehende tun, damit der Wirtschaftsstandort nicht in Schönheit stirbt. Das Leben hier bleibt nur lebenswert, wenn es leistbar ist. Der größte Kostenfaktor eines jeden ist in der Regel das Wohnen. Da muss man den Hebel ansetzen.
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