New York, das war früher keine der ganz großen Messen im Kalender der Automobilindustrie. Doch inzwischen ist das jährliche Ritual am Hudson River weit aufgestiegen - vor allem wegen des Bedeutungsverlusts von Detroit, Genf und Paris. Sogar internationales Publikum lässt sich sehen, nicht zuletzt wegen der Verleihung des Preises „World Car of the Year“, traditionell am Morgen des ersten Pressetages.
Und dabei hat ein Koreaner die Konkurrenz abgeräumt: Der Hyundai Ioniq 6 holte sich nicht nur den Gesamtsieg, sondern er wurde auch als „World Electric Vehicle“ und für das „World Car Design of the Year“ prämiert. Luxusauto des Jahres wurde der Lucid Air, der Titel „World Performance Car“ ging an den Kia EV6 GT - und zum Stadtauto des Jahres wurde der einzige Verbrenner gekürt, der Citroën C3.
Doch was man als Durchmarsch der Elektromobilität interpretieren könnte, ist beim Ioniq 6 in Wahrheit wohl eher der Triumph des Designs, eines besonders eleganten und insgesamt gelungenen Autos. Der Blick auf die jeweiligen Top 3 ergibt nämlich ein sehr differenziertes Bild. Denn in den Kategorien „Performance“ lagen auf Platz 2 und 3 reine Verbrenner, bei „Luxury“, „Urban“ und auch in der Hauptkategorie „WCOTY“ sind zwei der drei Kandidaten zumindest wahlweise oder sogar ausschließlich mit Verbrennungsmotor lieferbar. Alles Autos, die erst jüngst vorgestellt wurden und lange gebaut werden dürften.
Wichtige Premieren in New York
Dieses Bild ergibt sich auch bei der Messe insgesamt, die immerhin einige bedeutende Premieren zu bieten hatte. Zum Beispiel den futuristisch gezeichneten Hyundai Kona, der mit einer Vielzahl von Antrieben in seine zweite Modellgeneration geht. Ein reines Elektroauto ist der Kia EV9; er steht auf der erfolgreichen E-GMP-Plattform. Dritte Korea-Premiere ist das Genesis GV80 Coupe Concept, ein faszinierender Ausblick auf die Serie.
E-Pick-up mit 229-kWh-Batterie
Die Kultmarke Ram zeigt einen vollelektrischen, konservativ gezeichneten Pritschenwagen namens REV 1500, der mit einem 168-kWh-Akku oder einem noch gewaltigeren 229-kWh-Akku lieferbar sein wird - das ist in etwa so groß wie zwei Mercedes-EQS-Batterien. Die letztere Variante soll immerhin bis zu 500 Meilen bzw. 800 Kilometer Reichweite ermöglichen. Wer noch mehr will, muss auf den Range-Extender mit Ottomotor warten, der diese Elektro-Baureihe krönen wird. Ob sich davon die Besitzer der legendären Cummins-Diesel-Variante überzeugen lassen, bleibt abzuwarten. In Interviews beklagten Stellantis-Manager die enormen Kosten der Elektromobilität.
Dem Erfordernis, Mobilität erschwinglich zu halten, wird sehr viel besser die Marke Chevrolet gereicht, die den kompakten Trax wieder auf den Markt bringt - zu Preisen ab 21.495 US-Dollar (ca. 19.500 Euro). Das Modell richtet sich explizit an Einstiegskunden. Jeep überarbeitet den berühmten Wrangler, den es mit vier, sechs und acht Zylindern gibt. Zu den besonderen Varianten dabei gehört einerseits der Vierzylinder-Plug-in-Hybrid, andererseits ein Sechszylinder mit klassischer Handschaltung.
Subaru überarbeitet den Crosstrek, den Nachfolger des XV auf Basis des Impreza mit Vierzylinder-Boxermotor. Bei Volkswagen gab es den gelifteten Geländewagen Atlas zu sehen, der seinen VR6 verloren, aber in puncto Ausstattung und Design gewonnen hat.
Die anderen deutschen Marken glänzten durch Abwesenheit, ihre Präsentation blieb den örtlichen Händlern überlassen. Und das ist meistens riskant: So wurde der anspruchsvolle BMW XM, zu dessen stilistischen Hauptmerkmalen sein Farbkonzept zählt, widersinnigerweise in Schwarz mit schwarzer „Kontrast“-Leiste gezeigt. (cen/jm)
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