Die historische Saison versetzt Neapel in Ekstase. In der Liga voll auf Titelkurs, in der Champions League im Viertelfinale. „Die ganze Stadt ist im Ausnahmezustand“, so György Garics.
Der 4. Juni 2023, 18 Uhr: Napoli-Kapitän Giovanni Di Lorenzo stemmt im Diego-Maradona-Stadion den Meisterpokal Richtung Himmel, in Richtung der im November 2020 verstorbenen Vereinslegende. 33 Jahre nachdem Maradona selbst den letzten Titel nach Neapel geholt hatte. Ein heroisches Bild. Das immer greifbarer wird. „Die Chance kann, nein darf Napoli nicht liegen lassen“, so György Garics. Der in seiner Karriere 41-mal für die Himmelblauen auflief, nun mitzittert, dass das Warten ein Ende hat. „Die Stadt ist total fußballverrückt, blüht aktuell groß auf. Die riesige Fangemeinschaft lebt 24 Stunden am Tag für diesen Verein, es wird nur noch von diesem Titel geredet“, weiß Garics, der alle 14 Tage am Fuße des Vesuvs ist, mit seiner Frau ein Hotel führt. „Die Älteren schwärmen von Maradona“, weiß er. Bis heute ist dieser omnipräsent, auf Hauswänden verewigt, in den Erinnerungen der älteren Generation fest verankert: „Die jungen Tifosi kennen das Gefühl nicht, Meister zu werden - speziell für sie wünsche ich mir, dass es heuer klappt.“
„Gibt keine Primadonna“
Die Zeit für neue Helden ist gekommen - es ist alles angerichtet. Denn Napoli liegt neun Runden vor Schluss 16 Punkte vor Lazio. „Die Mannschaft ist der Star“, erklärt Garics das Erfolgsrezept. „Es gibt keine Primadonna im Team, es passt harmonisch alles zusammen“, streicht der 41-fache Teamspieler hervor. Nur die wenigsten hatten Napoli vor der Saison am Zettel, etliche Stars wurden, auch aus finanziellen Gründen, verkauft. Die Sorge war groß - aber Trainer Luciano Spalletti formte eine offensiv ausgerichtete Elf, die harmonisch auftritt, eine Einheit ist. „Er hat das Team gezielt umgebaut, Stars ausgemistet und Spieler gesucht, die bereit sind, seine Ideen umzusetzen“, so Garics. „Dass es so aufgeht, hat sich aber keiner erträumt.“
Stützen sind Victor Osimhen, der am Mittwoch allerdings verletzt fehlt, und Khvicha Kvaratskhelia, hinten hält Min-jea Kim den Laden zusammen. Und so ist nicht nur der Ligatitel, sondern gar das Double in Reichweite. Denn in der Champions League steht Napoli zum ersten Mal im Viertelfinale, trifft dort am Mittwoch im Hinspiel auf den AC Milan. Jenes Milan, das Napoli zuletzt ein 0:4 in der Liga zugefügt hatte. „Es ist ein besonderes Duell, geht um viel - Napoli kann es lockerer angehen, wird die Meisterschaft holen. Die Champions League wäre nur die Draufgabe - ich traue ihnen aber auch da den großen Wurf zu“, so Garics. „Spätestens dann wäre Neapel endgültig im Ausnahmezustand.“
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