Tschechien, das Land im Herzen Europas, strotzt vor Geschichte und Kultur! Neben Prag stehen noch weitere fünfzehn Welterbestätten auf der Liste der UNESCO.
Knapp eineinhalb Stunden braucht der Zug von Wien nach Brünn. Hier wartet schon der Bus, der uns ins knapp 62 Kilometer entfernte Trebitsch bringt. Die Stadt, früher eines der jüdischen Zentren in Mähren, steht nach aufwendiger Restaurierung seit 2003 auf der Weltkulturerbeliste der UNESCO. Alten Chroniken zufolge haben sich die ersten Juden im 11. Jahrhundert am linken Ufer der Iglau niedergelassen und es trotz Verfolgung, Kriegen und Vertreibung als Kaufleute zu ansehnlichem Wohlstand gebracht. Nach dem Besuch der Synagoge schlendern wir durch die alten Gassen, hinauf zum Friedhof am Nordhang des Hügels Hradek. Etwa 3000 Grabsteine – der älteste stammt aus dem Jahr 1625 – erinnern an die 11.000 Menschen, die hier bestattet sind.
Weiter geht die Reise nach Saar, wo wir im Schloss Žd’ár nad Sázavou die Nacht verbringen. Die bewegte Geschichte des vor 800 Jahren als Kloster gegründeten Bauwerks, wird im „Museum der neuen Generation“, eindrucksvoll dargestellt. Auf dem Grünberg, nur wenige Minuten vom Schloss entfernt, thront eine ungewöhnliche Kirche. Erbaut wurde sie von Johann Blasius Santini-Aichel zwischen 1719 und 1722. Der Grundriss – ein fünfzackiger Stern – symbolisiert die fünf Wunden Christi. Fünf Treppen führen hinauf, fünf Tore hinein, fünf Kapellen, fünf Altäre, über dem Hauptaltar fünf Sterne, das Gebäude ist voller Symbolik. Gewidmet ist es dem hl. Johannes Nepomuk, der als Beichtvater der Frau von Königs Wenzel IV. von dessen Schergen gefoltert und von der Prager Karlsbrücke in die Moldau geworfen wurde. Im Moment des Todes soll eine Krone aus fünf Sternen über dem Kopf des Heiligen erschienen sein.
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Wunderschöne Sgraffiti
In der bezaubernden kleinen Stadt Leitomischl, Geburtsort von Komponist Friedrich Smetana, steht mit dem Renaissanceschloss ein absolutes Juwel. Etwa 2000 Sgraffitobriefchen schmücken seine Fassade, keines davon gleicht dem anderen. Das Barocktheater, eines der wenigen erhaltenen, ist noch heute im Besitz originaler Bühnenbilder aus dem 18. Jahrhundert. Die weitläufigen Kellergewölbe des Schlosses wurden der Öffentlichkeit erst in den neunziger Jahren zugänglich gemacht. Heute beherbergen sie Skulpturen des tschechischen Künstlers Olbram Zoubek, der an der Restaurierung des Schlosses maßgeblich beteiligt war.
Lebkuchen und Pferde – dafür ist die Region um Pardubice bekannt. Da wäre etwa die Lebkuchenmanufakur von Janoš Perník. Gleich beim Betreten denkt man unwillkürlich an Weihnachten. Es duftet nach Zimt und Ingwer – das ganze Jahr über! Wie uns Juniorchef Filip stolz erzählt, werden die süßen Leckereien nach alten Geheimrezepturen hergestellt. Diese haben der Familie, die auf eine über hundertjährige Tradition zurückblicken kann, schon unzählige Auszeichnungen beschert. Besonders stolz zeigt Filip das Foto seines Großvaters, der es 1958 mit einem riesen Lebkuchenherzen zur Weltausstellung nach Brüssel geschafft hat.
Puppenspiel hat eine lange Tradition
Nur zehn Kilometer südlich, im Städtchen Chrudim ist der Besuch des Marionettenmuseums ein absolutes Muss. Untergebracht in einem Renaissancehaus aus dem 16. Jahrhundert, beherbergt es mehr als 11.000 Exponate aus über 80 Ländern. Viele davon sind allerdings aus Platzgründen in den Keller verbannt. Die informative Dauerausstellung zur Geschichte der Marionetten in Tschechien zeigt derzeit etwa 300 Puppen, weitere 250 werden in einer Sonderausstellung zum 50-Jahre-Jubiläum ausgestellt.
Das Nationalgestüt Kladruby nad Labem, 1579 von Kaiser Rudolf II. zum Hofgestüt ernannt, ist eines der ältesten Europas und belieferte den kaiserlichen Hof mit den stolzen Schimmeln und Rappen, die vor allem zum Ziehen der Kutschen bestimmt waren. Nach einem Rundgang durch die historischen Stallungen, die Reithalle und die Wagenburg wird für uns angespannt, und ehe man sich’s versieht, traben die Wallache vorbei an den weitläufigen Koppeln, auf denen Stuten mit ihren Fohlen grasen. Ein friedvolles Bild – schöner könnte unsere Reise nicht zu Ende gehen.
Eva Bukovec
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