Nach den erschütternden Fällen von straffälligen Kindern erklärt Psychiaterin Sigrun Roßmanith die Hintergründe. Der nachkommenden Generation fehle es an Frustrationstoleranz und an Werten. Und auch das Messer sei „salonfähig“ geworden …
Das betreffe aber nicht nur Kinder und Jugendliche aus der „Unterschicht“, sondern auch „wohlstandsverwahrloste“ Kinder. Häufig fehle der Dialog mit den Eltern, wodurch eine „Verrohung“ entstehe. „Jeder ist mit seinem Handy beschäftigt und das ist ein Monolog“, erklärt die renommierte Psychiaterin das Problem im Talk mit Katia Wagner.
Junge Täterinnen zwangen Mädchen, Müll vom Boden aufzuschlecken
Auch die Gerichtsjournalistin der Kronen Zeitung, Anja Richter, berichtet, dass es in den Verhandlungen mit jugendlichen Straftätern auch immer wieder um das Handy gehe. Ein Fall ist ihr besonders in Erinnerung geblieben: Junge Mädchen haben in einem Gemeindebau in Wien ihr Opfer gezwungen, sich auszuziehen und Müll vom Boden aufzuschlecken - und das filmisch festgehalten. „Diese Mädchen sind dann in einer unglaublichen Art und Weise im Gerichtssaal gesessen. Sie haben den Richter sogar ‚Du Opfer‘ genannt.“
Sollen Kinder ins Gefängnis müssen?
Aufgrund dieser Fälle wird vor allem in Deutschland gerade die Herabsetzung der Strafmündigkeit heiß diskutiert - immerhin kann man erst ab 14 Jahren juristisch für seine Taten belangt werden. Anwältin Astrid Wagner lehnt diesen Vorschlag vehement ab, obwohl Kinder heutzutage „frühreif“ seien. „Das ist ein verständlicher Reflex, aber es löst das Problem nicht“, meint Wagner. Im Gefängnis würde kein Kind „auf den rechten Weg“ gebracht werden. Die Täterarbeit zahle sich aus, denn: „Wirklich selten ist Hopfen und Malz verloren.“
„Fertigmachen von Andersdenkenden gesellschaftliches Problem“
Der Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier betont, dass man aufgrund von gewalttätigen Einzelfällen noch keinen Rückschluss auf die gesamte Generation machen dürfe. Neben den brutalen Spitzen, die medial berichtet werden, seien die Kinder und Jugendlichen „hochgradig anpassungsorientiert“ und würden sogar weniger Alkohol trinken als die Generationen davor. Ein gesellschaftliches Problem sei die verbale Gewalt. „Wenn wir uns auf Twitter fertigmachen, ist es okay, aber wehe, es langt jemand einmal hin. Auf der verbalen Ebene fehlt die Sensibilität komplett“, meint Heinzlmaier.
„Kinder brauchen Grenzen!“
Was man gegen die Entwicklung machen kann, dass einige Kinder verrohen? „Kinder müssen Grenzen lernen. Es ist nicht sinnvoll, sie nur zu versorgen. Sie müssen wissen, wo ein Ende ist. Und diese Grenzen müssen konsequent vermittelt werden“, erklärt die Psychiaterin.
„Katia Wagner - der Talk“ sehen Sie jeden Mittwoch um 20.15 Uhr auf krone.tv. Diskutieren Sie mit und schalten Sie ein!
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