Nach den Missbrauchsvorwürfen gegen einen Behindertenpfleger stellen sich viele die Frage: Wie ticken solche Menschen? Der Polizei-Psychologe Barnabas Strutz hat dazu eine Erklärung und schildert sie im Gespräch mit der „Krone“.
„Krone“: Ein Behindertenpfleger, der seit Jahren in dieser Branche tätig war, soll drei beeinträchtigte Frauen missbraucht haben. Leider kein Einzelfall, was geht in solchen Tätern vor?
Barnabas Strutz: Die Opfer werden oft als vermeintlich leichte Beute angesehen. Aufgrund der Beeinträchtigung wissen sie oft gar nicht, was richtig und was falsch ist. Die Täter haben daher das Gefühl, dass man nicht erwischt werden kann – oder dass dem Opfer keiner glaubt. Kinder, Beeinträchtigte und Alte sind daher oft Opfer von Missbrauch.
Welche Rolle spielt ein Machtverhältnis in solch einer Situation?
Manche Täter sind davon erregt, Macht zu haben. Dabei handelt es sich meist um eigentlich schwache Männer mit wenig Selbstbewusstsein und Erfolg. Die genießen es dann, wenn sie jemanden haben, der ihnen komplett ausgeliefert ist – und nutzen dieses Machtverhältnis dann einfach aus.
Wie schwierig sind die polizeilichen Ermittlungen in solchen Fällen?
Vor allem im Bereich der Pflege ist das ein sehr sensibler Bereich. Dort ist es auch sehr schwierig, an Mitarbeiter zu kommen, man kann daher vielleicht nicht so wählerisch beim Personal sein. Aufgrund der Beeinträchtigung ist eine eindeutige Aussage der Opfer oft schwierig. Dann ist zu klären, ob die Aussage glaubhaft ist und ob es für eine Verurteilung reicht. Wenn Zweifel bestehen, kann man als Beschuldigter auch schnell einmal davonkommen. Andererseits kann man als Beschuldigter durch eine Vorverurteilung auch rasch in ein falsches Licht gerückt werden.
Wie sollten Einrichtungen reagieren, wenn tatsächlich Missbrauchsvorwürfe im Raum stehen?
Die rote Linie in Sachen Missbrauch gehört in Einrichtungen viel früher gezogen. Selbst bei einem Verdachtsmoment muss man als Betreiber sofort hellhörig werden und reagieren. Teilweise mag es strafrechtlich gar nicht relevant sein, aber es schadet den Betroffenen trotzdem. Das gehört angesprochen und geändert.
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