„Krone“: Herr Klien, Sie haben mit dem WIFO 2022 eine Studie über den Salzburger Wohnungsmarkt gemacht. Hat sich seither etwas zum Besseren gewandt?
Michael Klien: Am Befund hat sich nichts geändert. Nun kommt auch der Wohnbau-Boom noch zum Erliegen, wegen der gestiegenen Kreditzinsen etwa.
Die Situation war also prekär und ist es noch?
Die Wohnsituation in Salzburg ist derzeit nicht tragbar und vor allem nicht nachhaltig. Der Neubau war in Salzburg immer schon schwächer ausgeprägt als im Rest Österreichs. Eigentum ist, wie erwähnt, noch schwieriger zu erwerben. Das hat auch Auswirkungen auf den Mietmarkt, weil mehr Leute in den Mietmarkt drängen. Das treibt die Preise. Das birgt soziale Sprengkraft. Wenn man sich das Wohnen dort nicht mehr leisten kann, wo man leben will, hat das einen negativen ökonomischen Effekt wegen verstärktem Pendelaufkommen. Die Leute werden vom Kernraum Stadt ins Umland hinausgetrieben, bzw. fehlen dann Arbeitskräfte wegen der hohen Wohnkosten.
Der Politik den schwarzen Peter zuzuschieben, wäre zu einfach, weil der Wohnungsmarkt zu einem gewissen Grad frei ist. Was kann und muss dennoch getan werden, um nicht ein Preisniveau wie in München zu erreichen?
Wenn der Bauboom vorbei ist, tritt vielleicht eine Normalisierung der Baukosten ein. Die Baufirmen waren bis vor kurzem völlig überlastet und sehr teuer. In Salzburg sind vor allem auch die Boden- und Grundkosten ein riesiger Faktor. Ob ein Rückgang beim Bauboom auch die Preise senkt, sehe ich aber nicht. Weil es in Salzburg einfach einen Mangel an Bauland speziell in guten Lagen gibt.
Was wäre Ihr Ansatz?
Die zentrale Frage lautet: Wie macht man Boden verfügbar, speziell für den sozialen Wohnbau? Wohnziele sind in Salzburg stets heruntergeschraubt und dennoch nicht erreicht worden. Man konzentriert sich viel zu sehr darauf, zu sagen, hier und dort darf nicht gebaut werden. Die Politik sollte das umkehren und überlegen: Wo kann man nachverdichten, umwidmen, bauen? Es fehlt da auch für Gemeinden eine Richtschnur, an der bemessen werden kann, ob die wichtigen Ziele erreicht worden sind oder nicht.
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