Massives US-Datenleck

Junger Waffennarr enthüllt: Putin in Chemotherapie

Ausland
13.04.2023 10:00

Die jüngst an die Öffentlichkeit gelangten US-Geheimdienstdokumente enthüllen viele brisante Details: von den Schwächen der ukrainischen Flugabwehr bis zum sehr ernsten Gesundheitszustand Wladimir Putins. Doch wer ist der Maulwurf, der ganze Staaten in Erklärungsnot bringt? Laut „Washington Post“ ein junger Mann, der auf einer US-Militärbasis gearbeitet hat.

Der Maulwurf, nur bekannt als „OG“ - Internetslang für Original -, teilte demnach die brisanten Dokumente mit Bekannten auf der Online-Plattform Discord, die bei Gamern beliebt ist. Zunächst habe er Abschriften von den streng geheimen Unterlagen angefertigt, später Fotos, berichtet die US-Zeitung unter Berufung auf zwei Mitglieder der Gruppe.

Kein russischer Agent
Diese beschreiben den US-Amerikaner gegenüber der „Washington Post“ als einen Mann in seinen 20ern, der ein Waffennarr ist und sehr regierungskritisch - aber kein russischer Agent. Der Chat bei Discord, in dem er die brisanten Fotos postete, hieß „Bär gegen Schwein“, ein höhnischer Seitenhieb auf Russland und die Ukraine.

In der 2020 während der Corona-Pandemie gegründeten Gruppe tauschten sich die rund zwei Dutzend Mitglieder aus, die ihre Vorliebe für Waffen, Militärausrüstung und ihren Glauben an Gott teilten. Im Laufe von Monaten habe dann „OG“ die Informationen geteilt, die später an die breite Öffentlichkeit gelangten.

In der Militärbasis habe der Mann Teile seines Arbeitstages in einer abgesicherten Einrichtung verbracht, in der elektronische Geräte verboten waren. Daher habe er die Dokumente zunächst abgeschrieben. Das erwies sich bald als zu mühsam, weswegen er später Fotos der geheimen Papiere postete - Unklar ist noch, wie er das trotz Verbotes bewerkstelligen konnte. Mitte März habe „OG“ jedoch aufgehört, Dokumente mit der Gruppe zu teilen.

„Verheerend“ für die USA
Seither zirkulieren sie im Netz. Für Oberst Markus Reisner, Militärexperte beim Bundesheer, ist klar, dass vieles in den Unterlagen inhaltlich stimmt, erklärte er gegenüber der „Krone“. Die Art, wie die Dokumente an die Öffentlichkeit gelangten, sei eine „verheerende Wendung“ für die USA. Der Fall zeige, wie leicht Informationen, auf die teils Tausende Menschen Zugriff haben, an die Öffentlichkeit gelangen können. Damit würden die USA in der internationalen Geheimdienst-Community nicht gut dastehen. Als erste Konsequenz hat das Pentagon die Anzahl der Mitarbeiter, die Zugriff auf geheime Dokumente haben, stark reduziert, berichtet der Sender CBS.

Oberst Markus Reisner (Bild: Bundesheer)
Oberst Markus Reisner

Reisner geht davon aus, dass die russischen Nachrichtendienste den Maulwurf „OG“ genutzt haben. Denn dort habe man schon sehr früh begonnen, in der Gamingszene aktiv zu werden und Gamer anzusprechen, die einen Militärhintergrund haben und sie zu überreden, Informationen zu teilen. Geheimagenten könnten auf diese Weise Zugang zu dem Discord-Server bekommen - und damit auf die sensiblen Unterlagen, die oft mit dem Vermerk „NOFORN“ versehen sind. Die Abkürzung steht für „No Foreigners“ und bedeutet, dass das Dokument nicht mit Ausländern geteilt werden darf.

Hat Putin Krebs?
Die Leaks zeigen laut Reisner auch, wie tief die US-Geheimdienste in den inneren Zirkel um den russischen Präsidenten Wladimir Putin vorgedrungen sind. So habe es zur Fortführung des Kriegs in Moskau „interne Querelen“ gegeben. Der russische Generalstabschef Witali Gerassimow wollte den Dokumenten zufolge den Angriffskrieg beenden und suchte dafür einen geeigneten Zeitpunkt: Anfang März 2023, als Putin seine nächste Chemotherapie bekommen habe.

Im abfotografierten Dokument, das auf Online-Plattformen kursiert, ist von Putins Chemotherapie die Rede. (Bild: OSINT, Krone KREATIV)
Im abfotografierten Dokument, das auf Online-Plattformen kursiert, ist von Putins Chemotherapie die Rede.

Wörtlich steht in einem Dokument, „dass Gerassimow angeblich plante, seine Bemühungen, die Offensive zu sabotieren, fortzusetzen.“ So habe er „versprochen, die sogenannte militärische Spezialoperation am 5. März abzubrechen, als Putin angeblich eine Runde Chemotherapie starten sollte und deswegen nicht in der Lage sein würde, die Kriegsanstrengungen zu beeinflussen“.

„Das würde bedeuten, dass Putin tatsächlich gesundheitliche Herausforderungen hat“, erklärt Reisner. Der russische Machthaber könnte also wirklich an Krebs erkrankt sein, wie bereits länger spekuliert wird. Mit Chemotherapie werden aber auch andere Krankheiten behandelt.

Die Dokumente enthüllen viele hochbrisante Details. (Bild: ASSOCIATED PRESS, OSINT, Krone KREATIV)
Die Dokumente enthüllen viele hochbrisante Details.
Schon länger kursieren Gerüchte über die angeschlagene Gesundheit des russischen Machthabers. (Bild: ASSOCIATED PRESS)
Schon länger kursieren Gerüchte über die angeschlagene Gesundheit des russischen Machthabers.

Unterlagen zeigen Probleme der Ukraine
Russland könnte aus den Dokumenten Rückschlüsse ziehen, wie genau das Lagebild ist, das die US-Amerikaner über die russischen Kräfte haben und wie sie mit diesen Informationen die Ukraine anleiten. Die Leaks zeigen dem Militärexperten zufolge auch, wie prekär die Lage der Verteidiger gegen russische Invasion tatsächlich ist. Zwar hätten die Russen „einiges zu ihren Gunsten gefälscht - etwa die Anzahl der Verluste“, betont Reisner. Real sei aber, dass die ukrainische Fliegerabwehr kaum mehr Flugkörper habe und auch die Verfügbarkeit der Munition für die HIMARS-Raketenwerfer sehr eingeschränkt ist.

Zudem geben die Dokumente Einblicke in die Strategieentwicklung. So rechnen die USA offenbar damit, dass die geplante ukrainische Gegenoffensive auch scheitern kann und es zu einem Patt kommen könnte.

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