Wirecard-Prozess

Hat Ex-Chef Braun Wirtschaftsprüfer bedroht?

Ausland
13.04.2023 14:09

„Ich hatte keinerlei Kenntnisse von Fälschungen oder Veruntreuungen. Ich habe mich auch mit niemandem zu einer Bande zusammengeschlossen.“ Er sei ebenso Opfer eines Betrugs durch andere kriminelle Personen beim pleite gegangenen deutschen Zahlungsdienstleiter Wirecard gewesen. So lautet die Verteidigung des ehemaligen Vorstandschefs Markus Braun. Dem widerspricht nun ein Wirtschaftsprüfer vehement. Der Vorstand der Prüfgesellschaft KPMG, Sven-Olaf Leitz, erinnerte sich vor dem Richter an enormen Druck und auch Drohungen seitens Brauns.

Der deutsche Zahlungsdienstleister Wirecard brach im Juni 2020 zusammen, weil angeblich auf Treuhandkonten in Asien verbuchte 1,9 Milliarden Euro nicht auffindbar waren. Laut Anlage gab es das Geld nie. Die Staatsanwaltschaft wirft Braun und zwei Mitangeklagten vor, einen Großteil der Geschäfte erfunden und Banken um drei Milliarden Euro betrogen zu haben. Braun bestreitet das. Ein Mitangeklagter hat gestanden und tritt als Kronzeuge auf.

(Bild: APA/DPA/PETER KNEFFEL)

Leitz sagte vor dem Gericht in München, KPMG habe das Geld nicht gefunden. Braun habe ihm daraufhin versichert: „Vertrauen Sie mir, es ist alles da. Ich habe Herrschaftswissen.“ Da seien bei ihm alle Alarmglocken angegangen, sagte Leitz. Der ehemalige und derzeit flüchtige Wirecard-Vertriebschef Jan Marsalek habe die Prüfer mit der merkwürdigen Frage abgespeist: „Wer soll denn das Geld sonst haben? Kim Jong Il vielleicht?“

Keine Unterlagen, dafür Beeinflussungsversuche
KPMG sollte ab Oktober 2019 im Auftrag des Wirecard-Aufsichtsrats die Bilanzen von 2016 bis 2018 in einer Sonderprüfung unter die Lupe nehmen und klären, ob in der „Financial Times“ erhobene Manipulationsvorwürfe berechtigt waren. Aber die Prüfung sei sehr zäh, sehr schleppend verlaufen, sagte Leitz. Unterlagen seien einfach nicht übermittelt worden, Geldflüsse nicht nachvollziehbar gewesen.

„Den Versuch, uns zu beeinflussen, gab es mehrfach“, so Leitz. Im April 2020 habe KPMG „das Vertrauen in die weitere Zusammenarbeit verloren und gesagt, es macht keinen Sinn mehr, hier weiterzumachen“. Braun habe mit rechtlichen Schritten gedroht. In der Schlussbesprechung sei noch versucht worden, Passagen zu streichen oder zu verändern. 

KPMG berichtete schließlich, dass eine Milliarde Euro auf Treuhandkonten nicht nachweisbar sei. Braun gab darauf eine Börsenpflicht-Mitteilung heraus, die Sonderprüfung habe keinerlei Nachweis für Bilanzfälschung ergeben.

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