Falsche Versprechungen, unmenschliche Arbeitszeiten und einen Hungerlohn - davon berichtet das Kindermädchen. Das angeklagte Paar erinnert sich aber an bezahlte Luxusurlaube. Um so überraschter sind die beiden, dass sie sich wegen Menschenhandels im Landesgericht Wien auf der Anklagebank wiederfinden ...
Zypern, Mauritius, Istanbul - nur ein paar Urlaubsdestinationen, die die 25-Jährige mit der angeklagten Familie besucht hatte. Sie pendelten zwischen München, Kitzbühel und Wien, boten dem Kindermädchen ein regelrechtes Luxusleben. Umso mehr ist das Paar von den Vorwürfen überrascht: Die Anklage lautet Menschenhandel.
Schilderungen könnten unterschiedlicher nicht sein
Sie sollen die junge Frau aus Madagaskar mit falschen Versprechungen gelockt haben: Statt in Deutschland wurde sie in Österreich angemeldet, was so nicht ausgemacht war. Sie hätte 13 Stunden am Tag arbeiten müssen, dafür nur ein geringes Taschengeld bekommen. Von freien Tagen oder gar Urlaub hätte sie nur träumen können.
Wir sind ja nicht asozial. Wir zwingen niemanden, bei uns zu bleiben. Sie hätte jederzeit gehen können.
Angeklagte 32-Jährige
Die angeklagte 32-Jährige ist empört: „Wir haben uns Mühe gegeben, dass sie hier nach Europa kommt und es ihr besser geht.“ Das Opfer hätte nur mit der einjährigen Tochter spazieren gehen müssen - und das bloß 18 Stunden die Woche. Die Bezahlung: knapp 500 Euro. Wovon sie alleine ihr privates Vergnügen bezahlen musste. Für das tägliche Leben der 25-Jährigen kamen der Kapitalanleger und seine Frau auf.
Opfer verpasste den ersten Verhandlungstag
„Sie lebte wie eine Made im Speckmantel“, vergleicht der Verteidiger. Warum das Opfer so etwas behaupten sollte, kann sich auch der 35-jährige Angeklagte nicht erklären. Die Zeugenaussage des Au-pair-Mädchens lässt aber auf sich warten. Sie verpasst den Bus aus Frankfurt nach Wien und wird erst beim nächsten Prozesstermin aussagen.
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