„Krone“-Kritik

Neuer „Tatort“: Über ein Leben im Schatten

Adabei
16.04.2023 13:00

Sonntag ist Tatort-Tag! Lohnt es sich, heute Abend einzuschalten? Lesen Sie hier unsere „Krone“-Kritik zum Hamburger „Tatort: Verborgen“, der einen Blick in die dunkle Welt von Schleppern und illegalen Einwanderern wagt.

Die Handlung in diesem „Tatort“ entfaltet sich genauso über Umwege, wie viele Geflüchtete nach Mitteleuropa kommen. Zuerst wird ein unbekannter junger Mann tot in einem Schlepperfahrzeug gefunden, bald darauf suchen die aus Hamburg herbeigerufenen Kommissare Julia Grosz (Franziska Weisz) und Thorsten Falke nach einem zweiten Jungen und tauchen dabei tief in die Schattenwirtschaft Hannovers ein. Wotan Wilke Möhring („Männerherzen“) lässt seinen Kommissar Falke dabei etwas andere Taktiken anwenden: „Falke erkennt, dass die Welt der Papierlosen zunächst für ihn verschlossen ist. Er erhält nur auf dem privaten Weg einen Zugang in dieses Milieu. Wenn Falke die Wahrheit herausfinden will, dann muss er den Flüchtlingen als Mensch begegnen.“ Das bringt ihn vor allem in die Nähe von Jon Makoni (Alois Moyo) und seiner Frau Hope (Sheri Hagen) aus Simbabwe...

Der Krimi „Verborgen“ zeigt ungeschönt auf, was geflüchtete Menschen durchmachen, zeigt uns ihr Leben im Schatten. Wie politisch ist also dieser „Tatort“? Möhring: „Ich will das gar nicht politisch bewerten. Für mich war es wichtig zu zeigen: Es gibt diese Menschen, und es sind viele! Wir sind umgeben von Papierlosen, die illegal beschäftigt sind, in Unternehmen, die weder einen ordentlichen Lohn bezahlen noch Sozialabgaben entrichten. Einerseits verurteilt der Bürger alles, was mit illegaler Einwanderung zu tun hat, andererseits ist er im Alltag aber abhängig von diesen Menschen. Sie leben im Verborgenen, auch weil wir nicht hingucken. Wir wollen zum Teil ihre Probleme nicht sehen.“

Und der Mordfall? Der wird trotz des eindringlich dargestellten und packend gespielten Themas nicht zur Nebensache. Im Gegenteil: Die Ermittlungen führen durch ein spannendes Labyrinth an Verdächtigen, die alle ihre ganz eigenen Interessen verfolgen: „Meine Vision war es, die Grenzen zwischen Fall und Lebensrealität aufzubrechen“, so Regisseurin Neelesha Barthel - das ist ihr gelungen. Einschalten lohnt sich also, es wartet ein qualitätsvoller Krimiabend (20.15 Uhr, ORF 2).

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