Der Mailverkehr mehrerer Ärzte der Klinik Ottakring lässt tief blicken - Wiens Gesundheitssystem ist mehr als angeschlagen.
Berichte über Probleme im Gesundheitssystem werden gerne als Kritik am Personal dargestellt. Doch was, wenn die Mitarbeiter selbst nicht mit solcher an den Vorgesetzten sparen? Ein der „Krone“ vorliegender Mailverkehr zwischen Medizinern der Klinik Ottakring spricht Bände. Zu ihrem Schutz haben wir die Namen anonymisiert.
Zur Vorgeschichte: Die Führung der Klinik hat die einzelnen Abteilungen per Mail über die Bettenverteilung informiert. Daraufhin hagelte es von mindestens drei Stellen heftige Reaktionen.
Ein Arzt schreibt: „Bei einer mehr als Verdoppelung der Kontingentbetten [...] wird unsere dringliche und akute Versorgungsleistung weiter zurückgehen, die Ausbildung endgültig auf der Strecke bleiben und die elektiven Operationen - auch von zeitsensitiven Pathologien - weiter zurückgehen und zu einer deutlichen Erhöhung der Wartezeiten führen.“ Der Arzt ergänzt: „Ohne flankierende Maßnahmen wird die Abteilung nicht überlebensfähig sein.“
Eine andere Abteilung wiederum hat zu wenige Betten, weil man permanent Patienten aus anderen Spitälern mitversorgen müsse: „Und da handelt es sich ja nicht um eine Marotte meinerseits, sondern um einen dienstlichen Auftrag der Generaldirektion, den ich zu erfüllen habe.“
Der Arzt kommt zum Schluss: „Kein Wunder, dass sich Kollegen reihenweise in die Pension verabschieden oder sich gleich rausnehmen.“ Mit frustrierten Grüßen.
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