Neue Gastro-Konkurenz

Unter’m Buschen hängt der Haussegen schief

Wien
16.04.2023 19:00

Die Wiener Heurigen haben neue Konkurrenz: Nun dürfen Winzer nämlich ohne Pause „ausg’steckt“ bleiben - das Ringen um Gäste geht los.

Wiens Gastro-Obmann Peter Dobcak seufzt: „Mit insgesamt 9000 Gastronomiebetrieben in der Stadt sind wir Konkurrenz gewohnt, da werden wir ein paar Dutzend mehr mit Fassung tragen.“ Die neuen Konkurrenten, die Dobcak meint, sind die Buschenschanken in Wiens Weinbergen. Sie können nun von Februar bis November an vier Tagen in der Woche und an Feiertagen zusätzlich offen halten.

Die Buschenschanken gehören laut Bürgermeister Michael Ludwig und Stadtrat Jürgen Czernohorszky (beide SPÖ) „zum Lebensgefühl unserer Stadt“. (Bild: C.Jobst/PID)
Die Buschenschanken gehören laut Bürgermeister Michael Ludwig und Stadtrat Jürgen Czernohorszky (beide SPÖ) „zum Lebensgefühl unserer Stadt“.

Damit dürfen sie - abgesehen vom Anbieten warmer Speisen - fast alles, was bisher den Heurigenrestaurants vorbehalten war. Mit den erweiterten Öffnungszeiten ist die Stadt den Wünschen der Winzer nachgekommen.

Ausnahme wird zum Dauerzustand
Die Winzer hatten als geschäftliche Unterstützung in der Covid-Pandemie ausnahmsweise großzügigere „Ausg’steckt“-Zeiten nützen können - und offenbar Gefallen daran gefunden. Die vormalige Ausnahme wurde nun mit kleinen Änderungen per Landtagsbeschluss zum Dauerzustand. „Da die Wienerinnen und Wiener das erweiterte Angebot in den letzten Jahren gut angenommen haben, ist es nur folgerichtig, dass wir erweiterte Öffnungszeiten auch künftig ermöglichen“, begründeten das Bürgermeister Michael Ludwig und Stadtrat Jürgen Czernohorszky.

Norbert Walter, Wiener Weinbauverband (Bild: Reinhard Holl)
Norbert Walter, Wiener Weinbauverband
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Buschenschanken sind ein wichtiger Absatzfaktor für den Wiener Wein und tragen wesentlich zur Sicherung der Wiener Weinkulturlandschaft bei.

Norbert Walter, Wiener Weinbauverband

Norbert Walter vom Wiener Weinbauverband begrüßt die Regelung naturgemäß: Das sei eine Chance für kleinere Betriebe und junge Winzer und bringe den Betrieben Planbarkeit und Flexibilität zugleich. Für Dobcak geht diese Planbarkeit und Flexibilität jedoch auf Kosten der alteingesessenen Heurigenrestaurants: „Bestehende Betriebe haben keine andere Wahl, als sich weiter zu erhalten. Die Winzer können sich überlegen, ob sie so wachsen wollen.“

Peter Dobcak, Wiener Gastronomie (Bild: Tomschi Peter)
Peter Dobcak, Wiener Gastronomie
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Das Geschäft wird sich mehr verteilen. Angestammte Betriebe werden sich im Wettbewerb um die Gäste mehr anstrengen müssen.

Peter Dobcak, Wiener Gastronomie

Auch beim heiklen Thema Personal „tun sich Buschenschanken vielleicht leichter“, meint Dobcak, da sie weniger strikte Arbeitszeiten bieten können. Buschenschank-Idyll auf der einen Seite, vertrautes Restaurant-Komplettangebot auf der anderen: Dieses Duell um Gäste werde „am Ende der Markt entscheiden“, betont Dobcak kampflustig.

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