Kurioser Fall in Lechaschau im Tiroler Bezirk Reutte! Ein Grundstück wurde von der Gemeinde als Bauland gewidmet, doch kurz vor dem Hausbau schritt der Landesumweltanwalt ein und stoppte das Projekt. Eine Straße direkt neben dem Grund war indes jedoch kein Problem. Auch der Gemeinderat war „überrascht“.
Ordentlich sauer ist ein Tiroler Ehepaar in Lechaschau. Denn der Traum vom idyllischen Eigenheim soll aufgrund des Landesumweltanwaltes nun geplatzt sein. Doch von Anfang an: Im Ortsteil Brunnenwasser wollten sich die beiden ein Holzhaus errichten. „Das Grundstück ist 924 Quadratmeter groß und hat auch ein Biotop. Von der Gemeinde wurde uns daher der Bau auf insgesamt 400 Quadratmetern Fläche genehmigt“, schildert der Mann, der anonym bleiben möchte.
Grünes Licht auch von Behörden
Auch beim Land und der Bezirkshauptmannschaft habe das Paar grünes Licht bekommen. „Doch dann hat der (stellvertretende, Anm.) Landesumweltanwalt Beschwerde eingelegt.“ Grund für die Beschwerde war – wie auch im online abrufbaren Beschwerdeschreiben zu lesen ist –, dass „im Zuge des Lokalaugenscheins vom naturkundlichen Amtssachverständigen festgestellt wurde, dass die gesamte Parzelle als Feuchtgebiet zu betrachten ist“ und nicht nur die 424 Quadratmeter Biotop.
Wir haben uns sogar an den ehemaligen Landeshauptmann Günther Platter gewandt. Auch das half nichts.
Das Ehepaar
„Straße neben Grundstück wurde aber genehmigt“
Weiters heißt es in der Beschwerde, dass „Feuchtezeiger wie Sumpfdotterblumen, Schachtelhalme und blaugründe Binsen bis an die östliche Parzellengrenze hin vorkommen“. Aus Sicht der Landesumweltanwaltschaft stellte das Bauvorhaben „einen Eingriff in einen Sonderstandort im Sinne des Tiroler Naturschutzgesetzes 2005 dar“. Insgesamt umfasst das Beschwerdeschreiben sieben Seiten. Schlussendlich wurde das Vorhaben am 25. April des Vorjahres vom Landesverwaltungsgericht verweigert.
Was dem Ehepaar heute noch besonders sauer aufstößt: „Eine Straße neben dem Grundstück, die nur kurz vor unserer Kaufabsicht errichtet wurde, war für den Landesumweltanwalt offensichtlich kein Problem. Wir haben ihn auch darauf angesprochen und er meinte nur, dass auch er Fehler machen würde“, schüttelt der Tiroler den Kopf. Sogar an den ehemaligen ÖVP-Landeshauptmann Günther Platter wandten er und seine Frau sich.
Eventuell darf in der Gegend gar kein Grundstück mehr für einen Bau gewidmet werden.
Der Ehemann
Ehepaar musste 5000 Euro für Anwalt und Co. zahlen
Immerhin: Geld musste das Paar für das Grundstück keines hinlegen, da im Kaufvertrag geregelt war, dass die Kosten erst zu zahlen seien, wenn alles rechtlich genehmigt sei. „Für die ganzen Ansuchen bei den Behörden und den Rechtsanwalt, den wir eingeschaltet haben, mussten wir aber rund 5000 Euro bezahlen“, ärgert sich der Tiroler, der auch Probleme auf die Gemeinde zukommen sieht, denn „eventuell darf in der Gegend gar kein Grundstück mehr für einen Bau gewidmet werden“.
Landesumweltanwalt fordert andere Vorgehensweise
Was sagt Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer zum vorliegenden Fall? „Das Grundstück befindet sich zu einem Großteil auf einem Feuchtgebiet. Die Straße, die gebaut wurde, betrifft das aber nicht mehr, weswegen sie genehmigt wurde.“ Prinzipiell spricht sich Kostenzer dafür aus, dass „man Naturschutzverfahren vor den Widmungsverfahren durchführen sollte. Dann kommt es gar nicht erst zu derartigen Problemen“.
Für uns war es sehr überraschend, dass das Bauansuchen gescheitert ist, da das Grundstück schon rechtsgültig als Bauland gewidmet war.
Gemeinderat Christian Pichler
Auch die Gemeinde war von dem Verbot „überrascht“
Und was sagt die Gemeinde zu der Causa? „Für uns war es sehr überraschend, dass das Bauansuchen gescheitert ist, da das Grundstück schon rechtsgültig als Bauland gewidmet war“, sagt Gemeinderat und Rechtsanwalt Christian Pichler, der mit dem Fall vertraut ist. Im Frühjahr wird nun ein Gutachten durch die Österreichische Raumordnungskonferenz erfolgen. „Dieses soll die umweltschutzbedeutenden Flächen erheben. Dann sehen wir, ob ein Bau möglich ist“, schließt Pichler.
„Krone“-Kommentar
Laut Markus Sint, Klubobmann der Liste Fritz, gibt es in Tirol 36 Millionen Quadratmeter nicht bebautes Bauland. Ob überall tatsächlich gebaut werden darf, ist angesichts des Falls in der Lechaschau fraglich. Wenn von den Gemeinden gewidmet wird, bevor eine Begutachtung durch Umweltschutzorganisationen erfolgt, dürften derartige Fälle in Zukunft öfter auftauchen. Hier sind alle Gemeinden gefordert, neue Wege zu gehen.
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