Schallenberg in Hanoi
„Indopazifik ist Aorta der Weltwirtschaft“
Außenminister Alexander Schallenberg - derzeit mit großer Wirtschaftsdelegation in Vietnam - betont die Bedeutung der Wachstumsregion im indopazifischen Raum.
Im asiatisch-pazifischen Raum herrscht seit Ende des Kalten Krieges ein wirtschaftlicher Aufschwung, zunächst getragen von Japan, dann von China. „Der Indopazifik ist Wachstumsregion, Aorta der Weltwirtschaft und geoökonomisches Gravitationszentrum zugleich“, sagt Außenminister Alexander Schallenberg, der am Samstag mit einer Wirtschaftsdelegation nach Vietnam aufgebrochen ist: „Was in der Region passiert, hat unmittelbare Auswirkungen auf die Sicherheit, Stabilität und den Wohlstand Europas.“
Trotz der wachsenden Bedeutung zeigen sich viele EU-Staaten an der Region weitgehend uninteressiert. Nicht so Österreich. Außenminister Schallenberg ergriff die Initiative mit einem Besuch in Südkorea vergangenen Oktober, die Reise in Vietnam nun ist ein Gegenbesuch. Sein Amtskollege Tanh Son Bui besuchte im September 2022 Wien.
Persönliche Besuche sind in diesem Teil der Welt immens wichtig. Die Vietnamesen sind ein stolzes Volk: „Freundliche Noten reichen hier nicht aus“, sagt Michael Reiterer, langjähriger EU-Botschafter in Korea, zur „Krone“: „Persönliche Kontakte haben in Asien einen großen Stellenwert. Interesse muss gezeigt und nicht nur verbal ausgedrückt werden, um glaubhaft zu sein.“
Selbstbewusstsein ist stark ausgeprägt
Vietnam hat im 20. Jahrhundert Kriege gegen Frankreich, die USA und China gewonnen. Das stärkt das Selbstbewusstsein. Vietnam ist als Produktionsland zahlreicher asiatischer Großfirmen für Elektronik oder Pharmazeutika eine Alternative zu China. Die EU hat daher ein Freihandelsabkommen abgeschlossen, das seit 2020 in Kraft ist und bis 2030 weitgehende Zollfreiheit bringen wird.
Ein Investitionsabkommen ist ebenfalls in Arbeit. „Eine wachsende Mittelschicht fragt auch verstärkt europäische Konsumartikel nach. Vietnam wird ein gefragter Investitionsstandort bleiben, auch für neue aufstrebende Technologien, und spielt eine wichtige Rolle bei der Absicherung von Produktions- und Lieferketten“, sagt Reiterer.
Versuch, eigenständige Politik zu führen
Eine China-Hörigkeit sucht man in Vietnam vergeblich. Ganz im Gegenteil. Man liegt sich wegen möglicher Erdöl- und Erdgasvorkommen vor der Küste im Südchinesischen Meer in den Haaren. „Trotz der Führung durch die Kommunistische Partei sucht Vietnam eine eigenständige Politik zu führen, um nicht im chinesischen Machtbereich aufgesogen zu werden. Ebenso wenig will man am amerikanischen Rockzipfel hängen“, erläutert Reiterer.
Umso wichtiger ist Europa als Handelspartner. Schallenberg: „Die Region ist im Umbruch, die Karten werden gerade neu gemischt. Umso wichtiger, dass das Außenministerium auch in Vietnam Türöffner für die österreichische Exportwirtschaft ist. Es geht darum, Österreichs Beziehungen zur Region zu stärken und zu diversifizieren.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.