Schon Dutzende Tote
Kämpfe stürzen den Sudan in schwere Staatskrise
Erbitterte Kämpfe zwischen Streitkräften und einer einflussreichen paramilitärischen Gruppe im Sudan haben das nordostafrikanische Land in eine schwere Staatskrise gestürzt. Sudanesischen Ärzten zufolge gab es bisher schon Dutzende Tote und Hunderte Verletzte - Tendenz weiter steigend. Mehr als 24 Stunden nach Beginn der Gefechte konnten keine Gruppe die Oberhand gewinnen.
Der UNO-Sicherheitsrat forderte alle Konfliktparteien in seltener Einigkeit auf, das Blutvergießen zu beenden und Gespräche zur Beendigung der Krise aufzunehmen. Außerdem müssten humanitäre Helfer sicheren Zugang bekommen und UNO-Mitarbeiter geschützt werden, forderte das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen. Auch UNO-Generalsekretär António Guterres, US-Außenminister Antony Blinken, der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell und die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock forderten ein sofortiges Ende der Gewalt im Sudan.
Militärgebäude besonders hart umkämpft
Besonders umkämpft war in der Hauptstadt Khartum am Sonntag das Gebäude des Hauptkommandos des Militärs, Teile davon gerieten in Brand. Die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) teilten mit, bestimmte Bereiche des Hauptquartiers unter Kontrolle zu haben. Das sudanesische Militär wies dies als Falschmeldung zurück. Stattdessen teilte die Armee mit, der Brand sei gelöscht. Es habe keine Verletzten gegeben. Augenzeugen berichten jedoch, dass die Kämpfe dort unvermindert weitergingen. Dabei sollen schwere Artillerie und Kampfjets eingesetzt worden sein. Auch in anderen Teilen des Landes wie in den Provinzen Darfur und Nord-Kordofan soll es zu Kämpfen gekommen sein. Schwere Gefechte wurden auch aus der Stadt Merowe im Norden des Landes gemeldet.
Machtkampf der Anführer entbrannt
Hintergrund des Gewaltausbruchs ist ein erbitterter Machtkampf zwischen dem sudanesischen Machthaber General Abdel Fattah al-Burhan und seinem Stellvertreter Mohamed Hamdan Dagalo - auch bekannt unter dem Namen Hemedti -, dem Anführer der RSF. Der Konflikt in dem Land mit 46 Millionen Einwohnern eskalierte am Samstag, binnen weniger Stunden kam es zu heftigen Gefechten.
Seit dem Sturz des Langzeitmachthabers Omar al-Bashir 2019 und einem weiteren Putsch gegen eine daraufhin eingesetzte - faktisch aber vom Militär kontrollierte - Zivilregierung 2021 hat die Armee die Kontrolle im Sudan. Die RSF und das sudanesische Militär hatten bei beiden Machtübernahmen Hand in Hand gearbeitet. Im Zuge des für April geplanten Übergangs zu einer zivilen Regierung sollten die Paramilitärs in die Streitkräfte eingegliedert werden. Das führte zu einem Machtkampf zwischen den einstigen Verbündeten. Dagalo warf Burhan vor, sein Amt als De-Facto-Staatschef nicht aufgeben zu wollen und sich entgegen aller Absprachen an die Macht zu klammern.
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Die RSF hatten sich 2013 aus Milizen im westlichen Bundesstaat Darfur zusammengeschlossen. Bei dem jahrzehntelangen Konflikt dort galten sie als brutal agierende Unterstützer der arabisch dominierten Regierung, die gewaltsam gegen die afrikanische Minderheit vorgingen. Die Gruppe und ihr Anführer Dagalo wurden für Massenvergewaltigungen und andere schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen verantwortlich gemacht.
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