Die Bundesliga hat weiter an Dramatik gewonnen: Vor dem in jeder Hinsicht brisanten kommenden direkten Duell sitzt Sturm Graz Leader Salzburg mit nur zwei Punkten Rückstand im Nacken. Während die Steirer am Sonntag in Klagenfurt 2:0 siegten, gab es für die „Bullen“ zu Hause gegen den LASK beim 0:0 erneut nur ein Remis.
Hält das Nervenkostüm der jungen Salzburger Truppe? „Es geht uns derzeit nicht so leicht von der Hand“, gab Salzburgs Sportdirektor Christoph Freund zu, während Sturm um Trainer Christian Ilzer Lunte riecht. „Es ist angerichtet für ein Topspiel. Unser Stadion wird aus allen Nähten platzen. Wir sind auf Tuchfühlung.“
Auch wenn der Ligakrösus eine Woche nach dem mageren Heim-3:3 gegen die Wiener Austria und der folgenden Kritik auch der Klubverantwortlichen deutlich engagierter präsentierte, fehlte gegen den stark agierenden LASK einmal mehr die Selbstverständlichkeit im Salzburger Spiel. „Man muss dem LASK ein großes Kompliment machen, der mit enormer Leidenschaft fast alles wegverteidigt hat“, meinte Trainer Matthias Jaissle und suchte die Erklärung für das dritte Heim-Remis in Serie auch beim Gegner, der gerade in der ersten Hälfte mit schnellen Umschaltaktionen zu brauchbaren Chancen kam.
Salzburg ließ kurz vor der Pause durch Benjamin Sesko die Riesenchance auf das 1:0 aus, und fand erst nach Seitenwechsel mit einem etwas direkteren Ansatz besser ins Spiel. Gerade im Finish kam der LASK ins Schwimmen, ein Tor gelang den Hausherren aber nicht mehr. „Die Mannschaft wurde leider für ihren Aufwand zum Schluss nicht belohnt. Wir wollten größere Teile der Partie agiler und präsenter sein, auch die Effektivität hat gefehlt“, befand Jaissle. „Das Problem liegt darin, dass wir unsere Chancen nicht nützen, dadurch wird jedes Spiel schwieriger und enger, jedes Spiel ist eine Herausforderung“, sagte Freund.
Goalie Philipp Köhn begab sich auf die Suche nach den positiven Aspekten. „Wir haben die Null gehalten und defensiv wieder so gearbeitet, wie es sein sollte“, gab der Schweizer zu Protokoll. Freund, der in der Vorwoche eine Kabinenpredigt gehalten hatte, gab sich versöhnt. „Die Mannschaft hat in der zweiten Hälfte alles probiert, es gibt halt solche Phasen im Fußball“, erklärte der 45-Jährige. Nach wie vor sei aber „jeder gefordert“. „Am Sonntag wird es eine richtige Herausforderung und ein richtiger Fight.“
Auch Köhn war sich der kommenden Herausforderung bewusst. Schließlich ist sein Team gegen Sturm seit vier Partien bzw. 13. März 2022 ohne Sieg. In der laufenden Saison gab es in der Liga eine 1:2-Niederlage in Graz bzw. ein 1:1 in Wals-Siezenheim, im Cup-Viertelfinale unterlag Salzburg Anfang Februar vor eigener Kulisse im Elferschießen. „Wir freuen uns auf dieses direkte Duell, sind immer noch mit zwei Punkten vorne. Wir wollen in Graz gewinnen und zeigen, zu welcher Leistung wir fähig sind“, ließ Köhn kämpferisch verlauten.
Ausverkauftes Tollhaus
In der steirischen Hauptstadt ist ein ausverkauftes Tollhaus zu erwarten, auch vor magerem Ambiente in Klagenfurt wurde Sturm am Sonntag von den Anhängern zum verdienten 2:0-Sieg nach schwacher erster Hälfte getrieben. „Wir kamen mit einer Niederlage nach Klagenfurt, und wenn man nur irgendwie an Salzburg dranbleiben will, darf man nahezu nie verlieren in einer Saison. Das geistert im Kopf herum, das lähmt auch und macht es so schwierig“, umriss Christian Ilzer die schwierige Ausgangslage vor dem Wörthersee-Trip.
Die Grazer sind nun bedacht, den Sonntag nicht zur Titelentscheidung emporzuheben. „Wir müssen schauen, dass es ein normales Spiel für uns wird, nicht etwas Besonderes. Es warten dann noch sechs Spiele, am Sonntag wird nicht alles entschieden“, mahnte Jon Gorenc-Stankovic. Man versuche, das Meisterschaftsduell „natürlich wegzureden und uns auf die Dinge zu fokussieren, die wir kontrollieren können“, betonte indes Ilzer, aber: „Am Ende geistert immer das Resultat und die Tabelle herum. Du hörst ‘Salzburg‘ und ‘Tabelle‘ in jedem zweiten Satz bei jedem Interview - das haben die Spieler natürlich auch im Kopf drinnen.“
Zehnter Meistertitel in Folge wackelt
Salzburgs zehnter Meistertitel in Folge wackelt zumindest. „Sie sind erreichbar für uns“, konstatierte Ilzer. Das ist wohl auch Jaissle klar. „Es wird für das Trainerteam eine Herausforderung sein, dass wir diese junge Mannschaft auch mental so vorbereiten, dass sie in Graz bestehen kann“, sprach der 35-Jährige über die kommenden Tage. Der junge Trainer will seinen zum Großteil noch viel jüngeren Spielern „Mut und Vertrauen“ zusprechen, „damit sie in Graz wieder die nötige Leichtigkeit auf den Platz bringen“.
Möglicherweise fehlt Jaissle dann aber der angeschlagene Routinier Andreas Ulmer, der gegen den LASK zur Pause vom Platz musste. Zudem zog sich Stürmer Noah Okafor, der als „Joker“ im Finish wieder ausgewechselt wurde, eine Knöchelblessur zu. „Leider haben wir wieder zusätzliche Verletzte, werden aber alle Kräfte mobilisieren“, bekräftigte Jaissle. Bei Sturm indes gab Abwehrchef Gregory Wüthrich im Finish am Sonntag sein Comeback nach Wadenblessur.
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