Haft wegen Mordes
Nach Knox-Freispruch: Guede will neuen Prozess
Der 25-jährige Guede, der als Adoptivsohn eines italienischen Paares seit seinem sechsten Lebensjahr in der mittelitalienischen Stadt Perugia lebte, war am 28. Oktober 2008 nach einem Schnellverfahren zu 30 Jahren Haft wegen Mordes an der britischen Austauschstudentin Meredith Kercher verurteilt worden.
Nach der Berufung wurde das Strafmaß auf 16 Jahre reduziert. Die Richter urteilten, dass er mit Komplizen die junge Britin bei einem entarteten Sexspiel mit Dutzenden Messerstichen ermordet habe. Guede verbüßt seine Strafe in der mittelitalienischen Stadt Viterbo.
"Alle sind gegen mich, weil ich farbig bin"
Nach dem Freispruch von Knox und Sollecito müsse der Fall wieder aufgerollt werden, verlangen jetzt Guedes Verteidiger. Guede klage, dass er aus rassistischen Gründen als Einziger im Fall Meredith Kercher verurteilt worden sei. "Alle sind gegen mich, weil ich farbig bin. Wenn sich die US-Außenministerin Hillary Clinton auch für mich eingesetzt hätte, wie sie es für Amanda getan hat, wäre alles ganz anders verlaufen", wurde Guede von seinen Rechtsanwälten zitiert.
Auch die Verteidigerin Sollecitos, Giulia Bongiorno, gab zu, dass Guedes Verurteilung als Mitverantwortlicher im Mordfall Kercher nach dem Freispruch von Knox und Sollecito eine "Anomalie" sei.
Sollecito überlegt, Haftentschädigung zu fordern
Inzwischen überlegt der 27-jährige Sollecito nach dem Freispruch, eine Entschädigung für die vier Jahren Haft in Perugia zu fordern. Sollecito klagte auch über Misshandlungen durch die Polizei nach seiner Festnahme im November 2007. Bei der Vernehmung sei er physisch und psychisch unter Druck gesetzt worden.
Sollecito, der in seinen apulischen Heimatort Bisceglie zurückgekehrt ist, mied die Journalisten, die sich vor dem Haus seines Vaters versammelten. "Er ist zutiefst mitgenommen, er will niemanden treffen", sagte sein Vater Francesco Sollecito.
Staatsanwälte wollen gegen Freispruch berufen
Die im Mordfall Meredith Kercher ermittelnden Staatsanwälte Giuliano Mignini und Manuela Comodi kritisierten unterdessen den Freispruch im Berufungsprozess. "Wir sind mit dem Urteil nicht einverstanden. Wenn man ausschließt, dass sich Amanda und Raffaele im Zimmer befanden, in dem der Mord verübt wurde, wie erklärt man ihre Spuren im Badezimmer und im Gang?", fragten die Staatsanwälte. Sie wollen jetzt gegen das Urteil berufen (siehe Infobox).
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