VW hat das neue Flaggschiff der Marke und damit sozusagen ein Raumschiff vorgestellt: Der VW ID.7 stellt die Spitze der Volkswagen-Technik dar und soll so ausgefeilt sein, dass er gewissermaßen auch im Geist des VW Phaeton in die elektrische Zukunft fährt. Dabei scheint das Motto „weniger ist mehr“ zu lauten. Aber nicht bei der Reichweite.
Auch nicht bei der Größe: 4,96 Meter ist er lang, was dank 2,97 Meter Radstand und der reinen E-Plattform zu einem phantastischen Platzangebot führt. Die Dachlinie verläuft auf 1,54 Meter und damit so flach wie bei keinem anderen ID-Modell. Ein Knick unterhalb der Fensterlinie zieht sich über die gesamte Fahrzeugflanke und mündet in eine spoilerartige Abrisskante auf der Heckklappe. Mit ihren fließenden Linien wirkt die Karosserie windschlüpfriger, als sie ist: Der cW-Wert beträgt gute, aber nicht herausragende 0,23. Der gleich lange, aber zehn Zentimeter flachere Tesla Model S hat 0,208.
Beim Design haben sie die Comic-artige Optik der ID-Linie fortgesetzt. Das verleiht dem ID.7 bei aller Größe einen geradezu sympathischen Auftritt, mit einem Lächeln in der Front und einem durchgezogenen Leuchtenband am Heck. Der mittlere Bereich wird erst bei aktiviertem Licht rot, sonst ist er weiß. Auch die vorderen Scheinwerfer werden von einem LED-Band verbunden - dieses ist aber immer weiß.
Nach dem Einsteigen endet die Sympathie für viele bereits wieder: Es bleibt bei den (sogar vom neuen VW-Markenchef Thomas Schäfer) ungeliebten Touchelementen am Lenkrad, auch die Touchslider für die Regulierung von Lautstärke und Temperatur haben es in den ID.7 geschafft - allerdings sind sie nun endlich hinterleuchtet. Immerhin. Außerdem muss man an der Türkonsole weiterhin umschalten, wenn man die hinteren Fenster öffnen oder schließen will, die Neigung zu Fehlbedienungen inbegriffen.
Bis auf ein kleines Feld mit Lichtfunktionen etc. links unterhalb des Lenkrades und den Warnblinkknopf am Armaturenbrett findet man keine weiteren Bedienelemente, alles Funktionen werden über den serienmäßigen 15-Zoll-Touchscreen gesteuert. Oder via Sprachbedienung. Die Menüführung am Bildschirm wurde komplett neu gestaltet und soll deutlich intuitiver sein als in den anderen IDs.
Stilprägend im Innenraum ist das Band, das sich quer über das Armaturenbrett spannt und die neuen, intelligenten Luftausströmer beherbergt. Diese können wedeln und werden schon aktiviert, wenn sich der Fahrer mit dem Autoschlüssel dem Fahrzeug nähert. In dieses Band integriert ist auch das minimalistische Tachodisplay, das nur die allerwichtigsten Infos bereitstellt.
Alles andere findet man im serienmäßigen Head-up-Display mit Virtual Reality finden. Je nachdem werden Infos auf 3,5 Meter Entfernung (Statusanzeigen wie Tempo und aktuelles Tempolimit) im unteren Bereich eingeblendet oder weiter oben auf 10 Meter Entfernung (fahrrelevante Anzeigen, etwa aus dem Navi). Grundsätzlich ist so ein Head-up-Display ein praktisches Tool. Nur: Wer sich von solchen Einblendungen, die wohl einen großen Bereich des Sichtfeldes einnehmen, abgelenkt fühlt, hat hier im VW ID.7 keine Alternative mehr.
Wer sich davon (oder von etwas anderem) gestresst fühlt, kann sich gegen Aufpreis von den Vordersitzen massieren lassen. Bis zu zwölf Luftpolster ersetzen Masseur oder Masseurin. Die Sitze erkennen auch selbsttätig, ob sie heizen und/oder belüften sollen. Das optionale Glaspanoramadach wiederum lässt durch elektrische Eintrübung nur so viel Sonnenlicht durch wie gewünscht - allerdings nicht automatisch. Beschichtungen auf der Innenseite soll verhindern, dass im Winter zu viel Wärme nach draußen abgestrahlt wird.
In den Kofferraum passen 532 Liter Gepäck. Bei komplett umgelegten Rücksitzlehnen werden es wohl rund 1600 Liter.
E-Antrieb mit guter Reichweite
Für den (Hinterrad-)Antrieb sorgt zunächst ein 210 kW/286 PS rund 545 Nm starker Elektromotor, gespeist von einer von zwei angebotenen 400-Volt-Batterien. Die größere speichert bis zu 86 Kilowattstunden netto und soll eine WLTP-Reichweite von mehr als 700 Kilometer ermöglichen. Das schafft bisher kein anderer Wolfsburger Stromer. Der kleinere Akku fasst 77 kWh und soll für bis zu 615 Kilometer reichen. Das Höchsttempo ist auf 180 km/h begrenzt. Eine Allradversion mit einem zweiten Motor an der Vorderachse soll 2024 folgen.
Geladen wird die große Batterie mit bis zu 200 kW, bei der kleineren muss man sich mit 170 kW begnügen.
Fahrzeug- und Schwarmdaten fusionieren
Die Assistenzsysteme wurden weiterentwickelt. So ermöglicht der Travel Assist mit Schwarmdaten nun auch dann das automatisierte Fahren, wenn keine Fahrbahnmarkierungen vorhanden sind. Er erkennt Bordsteine etc. Neu ist darüber hinaus die Fusion der Fahrzeugdaten mit Schwarmdaten anderer Autos: Registriert ein ID.7 Geschwindigkeitslimits per Kamera, überträgt er die Info in die Cloud und stellt sie anderen angeschlossenen Fahrzeugen zur Verfügung.
Marktstart im Herbst
Im zweiten Halbjahr beginnt im deutschen Volkswagen-Werk Emden die Serienproduktion des ID.7 für Europa und Nordamerika. Im Spätherbst soll er in Europa auf den Markt kommen. Der Vorverkaufsstart in Österreich ist für Juli geplant, die Markteinführung im Oktober. Ebenfalls noch 2023 soll der Start in China erfolgen. 2024 soll sich dann die Markteinführung in Nordamerika anschließen. Nächstes Jahr kommt der ID.7 auch als Kombi. Preise wurden noch nicht genannt, sie sollen aber unterhalb 60.000 Euro starten.
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