Österreichs Außenminister Alexander Schallenberg hat in Vietnam um Wirtschaftschancen für österreichische Unternehmen und Unterstützung für die europäische Position im Ukraine-Krieg geworben. Österreich müsse bei seinen Partnern diversifizieren, betonte Schallenberg.
Geografisch und politisch weit weg. Aber doch sehr nahe. 8238 Kilometer trennen Wien und Vietnams Hauptstadt Hanoi. Dazu unterschiedliche Klimazonen, ein kommunistischer Ein-Parteien-Staat und unterschiedliche Ansichten bei Pressefreiheit und Menschenrechten. Dennoch, so Außenminister Schallenberg bei seinem Besuch im südostasiatischen Land, eint Österreich und Vietnam, dass sie „als stark exportorientierte Länder für eine regelbasierte Ordnung und gegen das Gesetz des Dschungels eintreten“.
Moskaus Angriffskrieg hat die geopolitische Ordnung auf den Kopf gestellt. Die Auswirkungen spürt man auch in Südostasien. „Und was dort passiert, betrifft auch uns“, so Schallenberg, der mit einer 21-köpfigen Wirtschaftsdelegation nach Vietnam reiste und dort am Montag hochrangige Vertreter der Regierungsspitze traf.
Das 100-Millionen-Einwohner-Land Vietnam gilt als Wachstumsmotor Südostasiens. Im Zuge der Zuspitzung des Taiwan-Konflikts hat es zusätzlich an Bedeutung gewonnen. Große Unternehmen wie Samsung oder Apple verlagern ihre Produktion von China nach Vietnam. Bezüglich China gab sich Vietnams Außenminister Tanh Son Bui zurückhaltend. Man wolle kein Porzellan zerschlagen und China in irgendeiner Form dazu drängen, gegen Vietnam aktiv zu werden. Und Taiwan? „Muss zu einer vergifteten Frucht für China werden“, so Tanh Son Bui.
Schallenerg: „Kein Zufall, dass ich hier bin“
Österreich müsse bei seinen Partnern diversifizieren, betonte Schallenberg. „Es ist kein Zufall, dass ich hier bin.“ Die Märkte in Südkorea, Vietnam, Japan oder der Türkei sind für Österreich interessant. Auch wenn manche dieser Partner nicht dem westlichen Wertesystem entsprechen. Das weiß auch Schallenberg, dessen Credo aber immer der Blick auf politische Realitäten ist. „Wunschdenken ist keine Basis für Politik“, so Schallenberg. Der jedoch bei seinem Treffen mit der Regierungsspitze das Thema Menschenrechte ganz klar ansprach.
RBI und Andritz Hydro ziehen Aufträge an Land
Mit den von WKO-Vizepräsident Philipp Gady angeführten österreichischen Unternehmern nahm Schallenberg zu Mittag (Ortszeit) an einem Forum für Infrastruktur- und Technologiekooperation teilnehmen, bei dem es vor allem um staatliche Investitionsaufträge ging. Vertreten waren Topunternehmen wie Kapsch, Rosenberger oder Vamed. Zwei weitere - Andritz Hydro und die Raiffeisen Bank International - konnten konkrete Aufträge an Land ziehen. Die RBI unterzeichnete mit dem Unternehmen Agrimeko ein MoU zur Finanzierung eines Wasserkraftwerks im Umfang von 25 bis 30 Millionen Euro, Andritz Hydro vereinbarte mit einer Tochterfirme des staatlichen vietnamesischen Energiekonzerns EVN ein Projekt zum Ausbau von Pump- und Speicherkraftwerken.
Interesse an österreichischem Know-how in den Bereichen Maschinenbau
Im Vorfeld der Reise hatte die vietnamesische Seite vor allem Interesse an österreichischem Know-how in den Bereichen Maschinenbau geäußert. Bei der Konferenz meldeten führende vietnamesische Vertreter Bedarf an Infrastrukturlösungen für die rasant wachsenden Städte an, um das Verkehrschaos einzudämmen und Umweltprobleme zu verringern. Zum Abschluss der Reise am Dienstag will. Schallenberg Industrie- und Handelsminister Nguyen Hong Dien treffen.
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