„Wollte Mama retten“

Milchbubi-Schlepper bleiben nur Schulden

Chronik
17.04.2023 16:00

Dieses Milchbubi aus Syrien ist Täter, aber auch selbst Opfer. „Ich wollte meine Familie retten, konnte es aber nicht. Meine Mutter und die zwei kleinen Geschwister verloren die Wohnung“, erzählt der 19-Jährige, der wegen Schlepperei vor dem Schöffensenat am Landesgericht Linz saß. 

Denn die Familie - der Vater ist tot - hatte 13.000 Euro Schulden gemacht, um ihn im Jahr 2021 mit Schleppern nach Linz zu bringen. Nachdem der Asylantrag durchgegangen war, arbeitete er im Lager, aber dann auch als Schlepper.

„Ich wusste, dass es nicht ganz richtig ist“
Der Nachbar, dem er von seiner „tristen finanziellen Lage“ erzählt hatte, bot ihm den Job an. „Ich wusste, dass es nicht ganz richtig ist, aber nicht, dass es so gefährlich ist“, sagte der Bursch. Gefährlich definierte er, dass er deshalb in Haft gehen müsse. Zumindest 27 Schlepperfahrten binnen zwei Monaten hat der Angeklagte, der sich im Großen und Ganzen schuldig bekannte, nur wegen der genauen Anzahl der Fahrten, der Anzahl der Geschleppten und deren Nationalitäten herumdiskutiert, durchgeführt.

Zug-Vorteilscard ausgenutzt
Dafür hat er aber nichts kassiert, weil sein Auftraggeber im Gegenzug die Schulden in Syrien begleichen wollte. Nur weil der die Zugkarten von Linz oder Wien nach Deutschland mit der ÖBB-Vorteilscard billiger bekam, als er Geld dafür vorgeschossen bekam, konnte er etwa 300 Euro dazuverdienen.

Die 13.000 Euro, die er für die Schuldenbegleichung erhalten sollte, blieben übrigens aus. Und auch das Geld, das er nebenbei verdiente - 335 Euro waren bei ihm gefunden worden, als er mit zwei Türken im Zug nach Deutschland erwischt wurde - wurde als verfallen erklärt. Ihm bleibt also nichts außer Schulden und der Hoffnung, seine Familie doch noch nach Österreich zu bringen. Das Urteil: zwei Jahre Haft, davon acht Monate „scharf“.

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