Fast sechs Jahre nach dem brutalen Überfall auf eine Raiffeisen-Bank am Wörthersee steht einer der mutmaßlichen Räuber vor Gericht. Der 26-Jährige will mit dem Coup allerdings nichts zu tun haben. Er habe kein Fluchtfahrzeug gelenkt, sondern sei lediglich Fahrer eines offiziell bestellten Mietwagens.
Märchenstunde oder nicht? Was der 26-jährige Bosnier am Landesgericht Klagenfurt erzählt, klingt fast zu zufällig, um wahr zu sein - aber das müssen letztlich Schöffen und Richter beurteilen. Fest steht, dass die Raiffeisen-Filiale in Schiefling am Wörthersee am 16. November 2017 brutal ausgeraubt worden ist. Zwei maskierte Männer hatten dem Bankangestellten aufgelauert, ihn mit einer Waffe bedroht und ihn gezwungen, den Safe zu öffnen. „Sie schrien Überfall, Tresor, Geld her und haben ihm die Waffe an den Hinterkopf gedrückt“, schildert Staatsanwältin Tina Frimmel-Hesse das Vorgehen der Täter.
Mit exakt 184.915,84 Euro Beute konnten die beiden samt Komplizen flüchten. Wie, darüber scheiden sich auch nach all den Jahren noch die Geister, denn alle Verdächtigen, die im Lauf der Zeit geschnappt werden konnten, erzählen eine andere Geschichte. Der „Capo“ der Bande brummt seine sieben Jahre Haft derzeit noch ab und berichtet, er hätte bei einem bosnischen Mietwagenverleih ganz offiziell ein Auto samt Fahrer bestellt, um von Kärnten über Slowenien zurück in die Heimat zu fahren. Dieser gemietete Chauffeur sei der Angeklagte gewesen. „Der Junge da“, sagt er und zeigt auf ihn, „hat mit dem Raub also nichts zu tun.“ Sein eigener Sohn dagegen hätte mit ihm den Coup begangen. Der Sohn dagegen schiebt es auf den Chauffeur und der wiederum will die echten Räuber zufällig im Supermarkt getroffen haben.
Und alle drei erinnern sich sehr unterschiedlich, wer was wann wie gemacht hätte. „Ich habe jedenfalls gar nichts gemacht“, beteuert der 26-Jährige. Und erzählt weinerlich, dass er vor kurzem selbst Papa geworden sei. Da er allerdings seit Monaten in Österreich in Untersuchungshaft sitzt, durfte er sein vier Monate altes Baby noch nicht einmal in den Armen halten. Bis er das kann, wird es aber in jedem Fall noch dauern. Denn der Prozess wurde vertagt, ein Zeuge muss ausgeforscht werden - in Bosnien.
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