Die Schlepperei boomt: Kriminelle machen mit dem Elend der Menschen sehr viel Geld. Neue Hotspots und Routen fordern die Fahnder. Die „Krone“-Serie gibt Einblicke in die Arbeit des Landeskriminalamtes Niederösterreich. Diesmal berichten Ermittler über immer neue Herausforderungen im Bereich Menschenhandel.
Eingepfercht wie Tiere, ohne Essen und Trinken, manchmal fehlt selbst die Luft zum Atmen. Oft beginnt der Weg in ein neues Leben für Flüchtende mit einem schrecklichen Martyrium. Dennoch haben die Fahnder im Bereich Schlepperei alle Hände voll zu tun. Seit Jahren schnellen die Zahlen in Sachen Schlepperei in die Höhe. „Derzeit sind es vor allem Bengalen, Syrer und Pakistani“, hält Chefinspektor Wolfgang Kunter, Leiter des Ermittlungsbereichs Menschenhandel, fest.
Massiver Anstieg bei Schlepperei
Erst vor Kurzem wurden 15 Flüchtlinge im Raum St. Pölten aufgegriffen. Die Hoffnung auf ein besseres Leben treibt seit Jahren immer mehr Menschen nach Österreich. Eine Vielzahl von ihnen reist nach Frankreich oder Italien weiter. Nach dem Rekordjahr 2015 mit mehr als 9700 Anzeigen erreichte die Zahl an Straftaten nach den Lockdown-Jahren mit österreichweit knapp 9200 Anzeigen beinah wieder Rekord-Niveau.
Die Hintermänner – organisierte Banden im Ausland, die wie Firmen arbeiten – wittern das große Geschäft und machen mit dem Elend der Flüchtenden viel Geld. Ihnen auf den Fersen ist das Team der Fahnder des Landeskriminalamtes (LKA).
Die Ermittlungen sind schwierig und sehr zeitintensiv. Die Flucht selbst ist oft lebensgefährlich. „Erstickungsanfälle in luftdichten Lkw sind keine Seltenheit. Auch die Fluchtautos sind oft in einem erbärmlichen Zustand“, erklärt der Chefinspektor. Vielen Flüchtlingen ist die Todesangst regelrecht ins Gesicht geschrieben.
Wir wollen die dicken Fische im Bereich organisierter Kriminalität aus dem Verkehr ziehen und damit viele Menschenleben retten. Im Bereich Menschenhandel und Schlepperei ist sehr viel Geld im Umlauf.
Wolfgang Kunter, Leiter des Bereichs Menschenhandel
Bild: Imre Antal
Pilotprojekt läuft
Im Kampf gegen die organisierte Kriminalität wurde kürzlich ein Pilotprojekt aus der Taufe gehoben. Seit Jahresbeginn werden junge Kollegen in den Bezirken von den Spezialisten des LKA geschult, um „als verlängerter Arm“ der Fahnder vor Ort schnell reagieren zu können.
Von Prostitution bis hin zur Bandenkriminalität
Einen derzeitigen Boom beobachten die Ermittler auch bei der käuflichen Liebe – die sich immer mehr ins Tagesgeschäft und damit in Laufhäuser verlagert. Das „schnelle Geld“ brachte selbst eine 79-Jährige auf einen späten Berufsweg. „Im Rotlichtmilieu findet man alles“, so Kunter. Dabei verlagert sich vieles in den Privatbereich oder ins Internet – was mehr Gefahren für die Mädchen birgt.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.