Spontanes Ständchen

Macron sang mit junger Gruppe auf der Straße

Ausland
19.04.2023 07:51

Nach der viel kritisierten Fernsehansprache von Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron zu seiner umstrittenen Pensionsreform ist ein Video aufgetaucht, das den Präsidenten singend auf der Straße zeigt. Viele Internet-Nutzer mutmaßten am Dienstag, dass das Video mithilfe von Künstlicher Intelligenz oder auf andere Weise gefälscht wurde. Aus Macrons Umfeld hieß es jedoch, das Video sei echt.

„Der Präsident hat sich nach seiner Rede einen Moment Zeit mit seiner Frau genommen“, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus Macrons Umfeld. „Sie wurden von einer Gruppe junger Menschen angesprochen, die gesungen haben. Also hat er bei einem Lied aus den Pyrenäen mitgesungen, das er kennt und liebt.“ Es wurde das Lied „Le Refuge“ vorgetragen - der Präsident mussten den Text allerdings von seinem Smartphone ablesen. Um ihn herum singen mehrere Männer um die 20, 30 Jahre inbrünstig mit.

Liederverein soll rechtsextreme Züge aufweisen
Zuerst veröffentlicht wurde die Aufnahme auf der Facebook-Seite einer Organisation namens Projet Canto mit dem Kommentar: „Nur die Mafia und Projet Canto bringen einen Staatschef zum Singen.“ Die Organisation hat sich nach eigenen Angaben dem Erhalt traditionellen Liedguts in digitaler Form verschrieben. Die linksgerichtete französische Zeitung „Libération“ hatte vergangenes Jahr berichtet, die Organisation sei von Rechtsaußen-Aktivisten gegründet worden und biete in ihrer App auch die Aufnahmen von Liedern mit Nazi-Bezügen an. Aus Macrons Umfeld hieß es dazu am Montag, der Präsident habe „in dem Moment nicht den Hintergrund jedes Menschen, mit dem er gesprochen hat“, kennen können.

Wegen Pensionsreform unter Kritik
Macron hat eine schrittweise Anhebung des Pensionsantrittsalters in Frankreich gegen massiven Widerstand durchgesetzt. Die Reform trieb landesweit massenhaft Demonstranten auf die Straße. In seiner Fernsehansprache vom Montagabend ging Macron erstmals ausdrücklich auf die Massenproteste ein und bot den Gewerkschaften einen Dialog an. Zugleich rechtfertigte er die Reform als notwendig.

Die Rede stieß auf massive Kritik. Oppositionspolitiker warfen dem Staatschef vor, rücksichtslos und weltfremd zu agieren. Auch innerhalb von Macrons Regierung gibt es Kritik am Vorgehen des Präsidenten. Macron müsse „mehr Zeit vor Ort“ verbringen, sagte ein Kabinettsmitglied, das anonym bleiben wollte.

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