BYD ist eine feste Größe im Automobilgeschäft - als (Elektro-)Autohersteller bisher aber vor allem im Heimatland China. Die weltweite Verbreitung findet vor allem mit den hauseigenen Batterien statt, die sich zum Beispiel in den Models 3 und Y von Tesla wiederfinden. Nun greift „Build Your Dreams“ den wichtigen Kunden mit einer bildschönen Limousine an.
Der BYD Seal gehört gemeinsam mit dem Kompakt-Stromer Dolphin zur „Ocean Aesthetics“-Linie, die sich in Sachen Design an allem rund um das Thema Meer orientiert. Daher auch die Namen.
Er ist mit 4,80 Meter Länge, 1,88 m Breite und 1,46 m Höhe in allen Dimensionen etwas größer als Teslas Model 3, und das ist kein Zufall. Die „Robbe“ will den US-Konkurrenten übertrumpfen. Das gelingt nicht in jedem Bereich (schon gar nicht bei der Ladeleistung), aber die Optik fand bei der ersten Vorstellung unter den geladenen Journalisten breiten Anklang.
Vor allem die Front hebt sich deutlich vom etwas konturlosen Gesicht des Model 3 ab. Und dahinter befindet sich auch beim Seal ein sogenannter Frunk (Frontkofferraum), in den 53 Liter Gepäck passen. Der Hauptkofferraum lässt mit 402 Litern jedoch zu wünschen übrig.
Ganz anders der Innenraum. Hier geht es eher opulent zu, vorne wie hinten fühlen sich auch groß Gewachsene wohl. Was an 2,92 Meter Radstand liegt, aber auch an den großartigen Sitzen und der hochwertigen Anmutung: Schöne Materialien, haptisch wie optisch ansprechend, dazu sehr stimmiges Design. Lediglich auf der sich verjüngenden Mittelkonsole hätten sie sich das Plastik sparen können.
Dafür steht da ein Gangwahlhebelchen, das in seinem Kristalldesign an BMW erinnert, drum herum ein paar Tasten sowie zwei kleine Walzen für Fahrmodus und Lautstärke. Dahinter (oder davor, je nach Perspektive) dürfen zwei Smartphones einträchtig nebeneinander liegen und sich induktiv laden lassen. Apple CarPlay und Android Auto sollten bis zum Europa-Start im Herbst hoffentlich ebenfalls drahtlos funktionieren.
Das Lenkrad liegt gut in der Hand, man greift hier auch auf echte Tasten statt auf Touchelemente. Danke, BYD!
„Signature Tool“ im Seal: der auf Knopfdruck drehbare Touchscreen, im Bestfall 15 Zoll groß und gestochen scharf. Das Bediensystem wirkt übersichtlich, die Grafik schnell. Eingehende Untersuchungen waren nicht möglich, da es sich bei den Testfahrzeugen um Autos für den chinesischen Markt handelte - mit entsprechender Systemsprache.
Neueste Batterietechnik
Eine Besonderheit am BYD Seal sind seine Akkus: Zum einen ist es eine sogenannte Blade-Batterie, also eine Lithium-Eisen-Phosphat-Batterie, die ohne Kobalt und Nickel auskommt und im Fall eines Unfalles nicht so leicht zu brennen beginnt wie ein Lithium-Ionen-Akku. Zum anderen ist das Ganze in Cell-to-Body-Technologie verarbeitet, d.h. die Batterie ist vollständig in die Fahrzeugstruktur integriert. Das bringt Raum-, Effizienz- und Steifigkeitsvorteile.
Auch die Haltbarkeit der Blade-Batterie ist besonders gut. BYD will das zusätzlich durch eine schonende Ladeleistung unterstützen und traut sich daher, eine Garantie von zehn Jahren ohne Kilometerbegrenzung für 80 Prozent der Kapazität zu geben.
Der Akku des Seal fasst 82 kW, die Ladeleistung beträgt maximal 150 kW. Als Ladedauer von 30 auf 80 Prozent gibt der Hersteller 26 Minuten an. Das können andere Hersteller schneller, obwohl der BYD Seal seine Spannung beim Laden von 400 auf bis zu 750 Volt anheben kann. Mit Wechselstrom lädt der Seal dreiphasig mit 11 kW.
Starker Antrieb
Für den Seal bietet BYD zwei Antriebe an: In jedem Fall treibt ein Heckmotor mit 230 kW/313 PS die Hinterachse an. In dem Fall sprintet die Limousine in 5,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die WLTP-Reichweite wird mit 570 Kilometer angegeben.
Der Allradler hat einen zusätzlichen, 160 kW starken Motor an der Vorderachse, kommt also auf insgesamt 530 PS. Standardsprint: 3,8 Sekunden, wobei, bei unseren Testfahrten 3,9 Sekunden am Display standen. Die WLTP-Reichweite ist hier 520 Kilometer.
Bei beiden Versionen ist das Höchsttempo auf 180 km/h begrenzt. Die serienmäßige Wärmepumpe ist gut für die reale Reichweite.
Adaptives Fahrwerk serienmäßig
Bei ersten Testfahrten mit der China-Version begeisterte der Seal mit einem geradezu luxuriösen Fahrerlebnis. Keine Motor-, keine Windgeräusche und ein geschmeidiges, komfortables Fahrwerk (serienmäßig adaptiv). Bei einem Slalomtest ließ sich der Wagen flink durch die Pylonen steuern. Für den europäischen Markt sollte die Lenkung noch etwas an Direktheit zulegen und das Fahrwerk etwas straffer werden.
Marktstart im Spätherbst
Preise wurden noch nicht offiziell genannt. Aber wenn der BYD Seal im Spätherbst auf den Markt kommt, soll er wohl mit zwischen 45.000 und 57.000 Euro in der Liste stehen. Das ist aber noch nicht in Stein gemeißelt - bis dahin kann sich am Markt noch viel tun (siehe die dauernden Preiskapriolen bei Tesla).
Unterm Strich ist der BYD Seal aber ein vielversprechender Mitbewerber, wenn die finale Abstimmung etwas „europäischer“ wird.
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