Wenn die Menstruation Beschwerden macht, sollte „frau“ das nicht anstehen lassen. Zwischen 10% und 30% aller Frauen im gebärfähigen Alter leiden an sehr starker Regelblutung, Hypermenorrhoe genannt. Was die Ursache dafür sein kann und wann mitunter eine Behandlung erforderlich ist.
Am häufigsten kommt Hypermenorrhoe bei Mädchen nach der ersten Blutung vor, deren Zyklus sich erst stabilisieren muss. Aber auch Frauen ab etwa 40 Jahren haben diese Störung, die noch dazu oft unerwartet bzw. unpünktlich einsetzt. Für viele werden diese Tage im Monat zum Spießrutenlauf: Wo ist die nächste Toilette? Habe ich genügend Tampons oder Binden mit? Bemerken andere etwas davon an meiner Hose, meinem Rock? Außerdem erschwert oft noch Müdigkeit den Alltag. Aber nicht alle empfinden diese Situation in gleichen Maßen belastend. Dennoch sollte immer eine Abklärung beim Gynäkologen erfolgen, der die genaue Ursache ermittelt.
Was man unter „zu stark“ versteht
Doch was bedeutet eigentlich „zu stark“, von welchen Mengen sprechen wir? „Die Diagnose Hypermenorrhoe stellen wir Ärzte, wenn die Patientin jeden Monat 80-100 Milliliter Blut verliert, normal sind etwa 60 ml. Das klingt natürlich schwer messbar. Einen Anhaltspunkt gibt aber die Anzahl an Monatshygiene-Artikeln bzw. wie oft ein Wechsel als nötig gilt. Wäre das bei einem Tampon oder einer Binde normaler Größe etwa alle zwei Stunden der Fall, geht man von sehr starker Menstruation aus“, erklärt Prim. Univ.-Prof. Dr. Lukas Hefler, Leiter der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe der Spitalspartner Ordensklinikum Linz und Konventhospital Barmherzige Brüder, OÖ.
Welche Krankheiten können dahinter stecken?
Für die Diagnose ist - abgesehen von den Beschwerden der Frau - auch ein Blutbild erforderlich. Denn viele leiden aufgrund des Blutverlusts an Eisenmangel, der sich, wie erwähnt, durch Müdigkeit, aber auch Erschöpfung oder leichte Depressionen bemerkbar machen kann. Eine gynäkologische Untersuchung erfolgt, um organische Ursachen auszuschließen. „Dazu zählen Myome, Polypen, die sogenannte Adenomyose (Gebärmutterschleimhaut-Inseln) und im schlimmsten Fall Krebs(vorstufen)“, informiert der Facharzt. Darüber hinaus können Medikamente (Blutverdünner) an zu starker Regelblutung schuld sein.
Wann und wie behandelt wird
„Besteht kein Eisenmangel oder kein organischer Auslöser und ist die Patientin mit der Situation zufrieden, muss keine Therapie stattfinden“, berichtet Prim. Hefler. „Wünscht die Betroffene Behandlung, verordne ich ein nicht-hormonelles Medikament, das die Menstruation schwächer macht. Alternativ hilft die Antibabypille oder Hormonspirale.“
Liegt ein organischer Grund vor, muss dieser behoben werden: „Bei Myomen, also gutartigen Geschwülsten in der Gebärmutter, reicht oft die Einnahme von Medikamenten. Manchmal ist auch eine chirurgische Entfernung oder Embolisation nötig. Bei Letzterer schiebt man einen Katheter über eine Arterie in der Leiste bis zum Myom vor. Dann verschließt man die Blutgefäße, die es versorgen. Der gutartige Tumor stirbt ab, und der Körper baut ihn ab. Gebärmutterpolypen entfernen Ärzte im Rahmen einer Kürettage (Ausschabung) oder -spiegelung bzw. Verödung. Schleimhautveränderungen, die sich mitunter zu Krebs weiterentwickeln, können in einem kurzen Dämmerschlaf abgetragen werden. Im Fall von Adenomyose rate ich bei starken Beschwerden am ehesten zur Entfernung der Gebärmutter“, so der Facharzt.
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