Russland spioniert:
Kreml-Schiffe wappnen sich für Konflikt mit Westen
Moskau unternimmt in nordeuropäischen Gewässern Spionagetätigkeiten, wie Untersuchungen skandinavischer Medien ergeben haben sollen. Das Ziel ist dabei kritische Infrastruktur, dafür sollen spezielle Forschungsschiffe im Einsatz sein.
Am Mittwoch berichteten Investigativjournalisten der nordischen Rundfunksender SVT, NRK, DR und Yle, worauf ein russisches Militärprogramm abziele. Nämlich darauf, die Positionen etwa von Offshore-Windparks, Gasleitungen sowie Strom- und Internetkabeln rund um Schweden, Dänemark, Norwegen und Finnland aufzuzeichnen.
Explosionen an Gasleitungen Nord Stream 1 und Nord Stream 2
Ende September 2022 war es in der Nähe der dänischen Ostsee-Insel Bornholm zu Explosionen an den Gasleitungen Nord Stream 1 und 2 gekommen. Vier Lecks entstanden an den Pipelines. Die Behörden gehen von Sabotage aus. Trotz Ermittlungen deutscher, dänischer und schwedischer Behörden ist bis heute unklar, wer dafür verantwortlich ist. Zuletzt hatte die Zeitung „Information“ berichtet, ein dänisches Patrouillenboot habe vier Tage vor den Explosionen 112 Fotos von russischen Schiffen in der Nähe der Pipelines aufgenommen.
In ihrer gemeinsamen Dokumentation „Schattenkrieg“ berichteten SVT, NRK, DR und Yle nun davon, dass russische Schiffe regelmäßig in nordeuropäischen Gewässern unterwegs seien. Insgesamt haben die Medien 50 Schiffe ausgemacht, die in den vergangenen zehn Jahren verdächtige Fahrten unternahmen, darunter Forschungs- und Frachtschiffe, Fischereiboote und Jachten. Die verdächtigen Schiffe hätten ihre zur Identifikation verwendeten Sender abgeschaltet, um unter dem Radar zu bleiben.
Bereitet Russland Sabotageakte vor?
Als Beispiel dafür nannten die Rundfunksender ein russisches Forschungsschiff, das im November 2022 im Kattegat zwischen Dänemark und Schweden gesichtet wurde: Offiziell betreibt es demnach Meeresforschung, hat aber Funksprüche an einen Marinestützpunkt in Russland gesendet. Als DR-Journalisten zum Schiff hinausfuhren, sahen sie einen maskierten Mann mit Gewehr an Deck.
Geheimdienste und Experten gehen nach Senderangaben davon aus, dass mit dem Vorgehen Sabotageakte vorbereitet werden sollen, um die Möglichkeit zu haben, etwa die Stromversorgung in Nordeuropa lahmzulegen. Im Falle eines Konflikts mit dem Westen wisse Russland, wo es die dänische Gesellschaft mit Sabotage lähmen könne, sagte der Gegenspionagechef des dänischen Geheimdienstes, Anders Henriksen. Der russische Botschafter in Norwegen teilte demnach mit, russische Seeleute hätten das Recht, in norwegischen Küstengewässern zu fahren.
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