„In Österreich hängen mittelbar und unmittelbar mehr als 300.000 Arbeitsplätze von der Autoindustrie ab“, sagte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Mittwoch vor dem Autogipfel im Kanzleramt. Die Wertschöpfung betrage 27 Milliarden Euro. Nehammer hatte sich zuletzt sehr für E-Fuels eingesetzt und dafür viel Kritik geerntet.
Nach Ansicht vieler Expertinnen und Experten ist der Einsatz synthetischer Kraftstoffe im Vergleich zu Elektroautos nicht energieeffizient. „Gerade die Veranstaltung heute soll zeigen, dass wir uns mit der Wissenschaft intensiv auseinandersetzen“, sagte Nehammer. Man dürfe jetzt keine Technologie ausschließen, weil man in längeren Zeiträumen denken müsse. In zehn Jahren könnte noch viel mehr möglich sein, etwa die Effizienz des Einsatzes von E-Fuels viel besser werden. In diesem Zusammenhang verwies der Kanzler auch auf Elektroautos, deren Reichweite über die Jahre viel besser geworden sei.
Der österreichische Markt müsse „für Innovation, Forschung und Produktion“ so interessant gehalten werden, „dass große Industriebetriebe bei uns investieren.“ Bereits jetzt hätte Österreich viele Anmeldungen und Patente in der Autoindustrie. Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) schloss sich Nehammers Aussagen an. Die EU müsse davon überzeugt werden, jetzt noch nicht förderbare Dinge förderbar zu machen, sofern sie für ein Gelingen der Wende wichtig seien.
An dem Treffen mit den beiden führenden Politikern nahmen Vertreterinnen und Vertreter von Wissenschaft und Industrie teil. Nehammer hatte bereits am Dienstag das BMW-Werk in Steyr (Oberösterreich) besucht, in dem derzeit eine Produktion für E-Motoren errichtet wird.
ÖAMTC begrüßt Initiative
Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung, begrüßte als Teilnehmer des Autogipfels die Initiative der Regierungsspitze. „Das Bekenntnis zur Technologieoffenheit ist ein wichtiges Signal, denn einerseits ist E-Mobilität unbestritten ein wichtiger Baustein dieser Zukunft. Andererseits: Mit E-Autos allein werden wir es nicht schaffen, die Klimaziele im Verkehr zu erreichen. Denn wir bräuchten bis 2030 bereits 2,5 Millionen E-Autos auf Österreichs Straßen - und nichts deutet derzeit darauf hin, dass solche Zahlen erreichbar sind“, sagte er. Auch der Obmann der Plattform Erneuerbare Kraftstoffe, Johannes Schmuckenschlager, begrüßte Nehammers Gipfel.
Farbaktion der „Letzten Generation“
Kritik kam hingegen, wie berichtet, unter anderem von den Oppositionsparteien FPÖ, SPÖ und NEOS. Aktivistinnen und Aktivisten der Gruppe Letzte Generation besprühten die Fassade des Bundeskanzleramts in Wien mit einer ölig-schwarzen Flüssigkeit. Dabei soll es sich um einen Mix aus Wasser, Guarkernmehl und abwaschbarer, ungiftiger Farbe gehandelt haben. Auch weitere Organisationen wie Global 2000 und Greenpeace kritisierten die Veranstaltung wie erwartet.
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