Bei Spendenverteilung

Massenpanik im Jemen: Dutzende Tote, 320 Verletzte

Ausland
20.04.2023 13:45

 Bei einem Massengedränge im Jemen sind mindestens 85 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 320 weitere Menschen verletzt worden. Die Tragödie habe sich während einer Wohltätigkeitsaktion in der Hauptstadt Sanaa ereignet, teilten die dort herrschenden Huthi-Rebellen am Donnerstag mit. Es habe drei Festnahmen gegeben. Den Huthis zufolge war es bei der Verteilung von Spenden am späten Mittwochabend zu einem tödlichen Gedränge gekommen.

Laut einem Huthi-Sicherheitsvertreter schwebten rund 50 der Verletzten in Lebensgefahr. Die Zahl der Todesopfer könnte sich somit weiter erhöhen. Unter ihnen sind demnach auch Frauen und Kinder. Der Vorfall ereignete sich kurz vor dem Eid-al-Fitr-Fest, mit dem Muslime in aller Welt das Ende des Ramadan feiern.

Geldgeschenke zum Ende des Ramadan
Übereinstimmenden Berichten zufolge hatte sich eine große Menschenmenge vor und in einer Schule in Sanaas historischem Viertel versammelt, um Geldgeschenke in Höhe von 5000 Rial (etwa 7,30 Euro) zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan entgegenzunehmen. Augenzeugen berichteten von Schüssen, die eine Massenpanik auslösten. AFP konnte die Berichte zunächst nicht bestätigen. Laut der Nachrichtenseite „Al-Masdar“ sollen die Schüsse sowie eine Explosion nach einem Kurzschluss die Panik gesteigert und schließlich zum Gedränge geführt haben.

Aufnahmen des Huthi-Fernsehsenders Al Masirah TV zeigten schreiende und schubsende Menschen, die so dicht aneinander gedrängt sind, dass sie sich nicht bewegen können. Mehrere klettern übereinander, um sich einen Weg zu bahnen. Einige wehren sich, während Wachen in Militäruniform versuchen, sie in die entgegengesetzte Richtung zu drängen. Andere versuchen, Verletzte aus dem Gedränge zu ziehen. Auf anderen Aufnahmen sind Leichen auf dem Boden zu sehen, während die Panik anhält. Später zeugen Unmengen von zurückgelassenen Sandalen, Kleidungsstücken und eine Krücke von der Tragödie.

Der Vorsitzende des Obersten Revolutionskomitees der Huthis, Mohamed Ali al-Huthi, machte „Überfüllung“ für das tödliche Gedränge verantwortlich. Die Menschen seien vorab über die Aktion von Händlern informiert gewesen und hätten sich in einer engen Straße vor dem Hintereingang der Schule gedrängt, um die Almosen entgegenzunehmen. Sobald sich die Tore öffneten, sei die Menge in das Gebäude geströmt, daraufhin sei es zu der Massenpanik gekommen.

Eine Ermittlungskommission soll nun den Vorfall genauer untersuchen. Einem Sicherheitsbeamten zufolge wurden drei Händler festgenommen. Sicherheitskräfte riegelten unterdessen die Schule ab und verweigerten allen Menschen den Zutritt, die nach ihren Verwandten suchen wollten.

Bürgerkrieg tobt seit 2014
Der Jemen liegt im Süden der Arabischen Halbinsel. Die schiitischen Huthi-Rebellen haben dort in ihrem seit 2014 laufenden Aufstand weite Teile des Nordjemens eingenommen und kontrollieren auch die Hauptstadt Sanaa. Die Rebellen werden vom mehrheitlich schiitischen Iran unterstützt. Saudi-Arabien kämpft seit 2015 mit Verbündeten an Seite der Regierung im Land gegen die Huthis.

In Jemen spielt sich vor allem bedingt durch die Folgen des Bürgerkriegs eine der schwersten humanitären Katastrophen weltweit ab. Etwa 21 Millionen Menschen sind auf irgendeine Form von humanitärer Hilfe und Schutz angewiesen.

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