"1001 Nacht"

Indien: Land der bunten Farben und Gewürze

Reisen & Urlaub
07.10.2011 16:53
Millionenstädte und einsame Paläste, prunkvolle Denkmäler und Frauen in prächtigen Gewändern, Respekt vor den Tieren und Märkte voller Gewürze – das "Goldene Dreieck" Delhi-Agra-Jaipur entführt die Besucher ins Reich von Tausendundeiner Nacht und fasziniert mit seiner orientalischen Geschichte.

"Namaste – willkommen in Indien!" Unserem ersten Hindi-Wort, das uns nach der Landung am Flughafen von Neu Delhi unser Reiseleiter Kush Paliwal – er spricht übrigens nach seinem Studium in Jaipur exzellentes Deutsch, ohne jemals in Österreich oder Deutschland gewesen zu sein – beibringt, folgte gleich ein Einführungskurs in den orientalischen Straßenverkehr: Die Linksfahrordnung ist mehr Richtlinie, Bodenmarkierungen eher Straßenmalerei. Fußgeher, Eselkarren, Rad- und Mopedfahrer sowie Autolenker bahnen sich scheint's ungeordnet den Weg durchs Verkehrsgewühl, das laut hupend nicht übermäßig schnell, aber stetig in Fluss gehalten wird. Heiligen Kühen, aber auch allen anderen Tieren, die auf den Fahrbahnen wandern oder ruhen, wird respektvoll ausgewichen.

Durchs Geburtsland von Tausenduneiner Nacht
Doch wir sind ja nicht wegen des Treibens auf den meist holprigen Straßen, auf deren Highways Geisterfahrermeldungen zu Dauerwerbesendungen ausarten würden, ins Geburtsland von Tausendundeiner Nacht gereist. Mit 1,2 Milliarden Menschen ist dieser Subkontinent bevölkerungsmäßig das zweitgrößte Land der Welt, mit einer Fläche von fast 3,3 Millionen Quadratkilometern (ein Drittel von Europa) das siebentgrößte. In seinen insgesamt 28 Bundesstaaten werden 22 verschiedene Sprachen (jeweils mit eigener Schrift) und mehr als 23.000 Dialekte gesprochen! Hauptsprache ist Hindi.

Indien gilt nicht nur als die größte Demokratie der Welt, sondern auch als eine der tolerantesten: Angehörige sechs großer Glaubensrichtungen – Hinduismus, Jainismus, Buddhismus, Sikhismus, Islam und Christentum – praktizieren heutzutage Akzeptanz und gegenseitigen Respekt.

Eine der ersten Touren im klimatisierten Reisebus bei subtropischen Außentemperaturen von über 30 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von fast 80 Prozent führt denn auch zu einem Symbol der indischen Freiheit in Neu Delhi, dem Grabmal von Mohandas Karamchand Gandhi, genannt Mahatma Ghandi, der 1947 mit gewaltfreiem Widerstand die britische Kolonialherrschaft über Indien beendete. Sehenswert in der 14-Millionen-Einwohner-Hauptstadt ist aber auch das "Indische Tor" mit den Namen von 90.000 im Krieg gefallenen Soldaten.

Indiens "Goldenes Dreieck"
Nach einer Tour durchs imposante Regierungs- und Villenviertel und zum Qutb Minar, dem Siegesturm aus dem 11. Jahrhundert, geht es bei unserer Reise durch Indiens "Goldenes Dreieck" weiter nach Agra: vier Stunden Fahrt für 200 Kilometer. Aber die Mühe zahlt sich aus, steht doch dort das weltberühmte indische Grabmal Taj Mahal, das der Großmogul Shah Jahan im Jahr 1631 in seiner übergroßen Trauer für seine verstorbene Hauptfrau Mumtaz Mahal errichten hat lassen.

Dazu hatte er den wohl ersten weltweiten Architekten-Wettbewerb ausgerufen, entschied sich schließlich für eine Vorlage von Allahs Wohnsitz. In 22-jähriger Bauzeit wurde das 58 Meter hohe Mausoleum mit vier Minaretten von mehr als 20.000 Arbeitern aus weißem Marmor errichtet, in den 28 verschiedene Arten von Edelsteinen und Halbedelsteinen eingearbeitet wurden. Für sich selbst wollte der Großmogul dann auf der anderen Seite des vorbeifließenden Yamuna-Flusses ein gleiches Mausoleum aus schwarzem Marmor errichten – doch das verhinderte sein Sohn Muhammad Aurangzeb Alamgir, der den Vater wegen Verschwendungssucht entmachtete und im nahen Roten Fort einsperren ließ. Von dort sah Großmogul Shah Jahan acht Jahre lang durch ein kunstvoll vergittertes Fenster auf sein Taj Mahal, ehe er verstarb und schließlich neben seiner Gattin beigesetzt wurde. Heute gehören das Taj Mahal und das Rote Fort zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Weiter geht die Reise Richtung Jaipur. Bereits nach 40 Kilometern stößt man auf die "Geisterstadt" Fathepur Sikri, die im späten 16. Jahrhundert von Kaiser Akbar als neue, prunkvolle Hauptstadt errichtet worden war, nach zwölf Jahren aber wegen Wassermangel wieder verlassen wurde. Dabei findet sich nicht unweit davon ein Tiefbrunnen mit einem Gewirr an Stiegenabgängen. In den Brunnen integriert sind ein Palast und zahlreiche Fluchtstollen.

Geschichte Indiens voller Angst vor Feinden
Flucht und Angst vor Feinden kennzeichnen allgemein die Geschichte Indiens. So findet sich vor den Toren von Jaipur das auf einer Anhöhe gelegene Fort Amber, eines der bedeutendsten Bauwerke der Raiputenkunst, dessen weitläufige Wehranlage an die chinesische Mauer erinnert. Auch dieses Fort durchzieht ein Labyrinth aus Gängen und Fluchtwegen. In den Mauern des Forts sind Berieselungsanlagen eingebaut – eine antike Klimaanlage. Touristen werden von Elefanten zur Festung hinaufgetragen. Wobei uns gleich ein weiterer Unterschied der indischen zu den afrikanischen Elefanten erklärt wird: Sie haben nicht nur kleinere Ohren, sondern drehen ihre Rüsselspitzen zum Körper, während afrikanische Dickhäuter diese nach vorne drehen.

Jaipur (1727 gegründet, heute mehr als 2,3 Millionen Einwohner) wirkt wie der wahr gewordene Traum von Tausendundeiner Nacht: Frauen in farbenprächtigen Gewändern, Bauern auf Kamelen, majestätische Pfaue und possierliche Affen beherrschen das Bild. Der "Palast der Winde" erstaunt die Besucher in der "Pink City" (Rosa ist hier die Farbe der Gastlichkeit) ebenso wie die Residenz des Maharajas von Jaipur – nach dem Tod des Königs ist der Herrscher seit März dieses Jahres sein 13-jähriger Sohn Padmanabh Singh.

Erfreulich für Touristen: Man kann gefahrlos überall durch die Basare oder die verwinkelten Gässchen mit den zahllosen kleinen Geschäften bummeln. Nur bei Sehenswürdigkeiten wird man (wie überall im "Goldenen Dreieck") von Straßenhändlern mit Souvenirs überrannt – einfach ignorieren wirkt da Wunder.

Land der Gewürze
Indien ist aber nicht nur für seine vielen Tempel und Paläste berühmt, sondern auch für seine vielen Gewürze. Diese werden in der scharfen indischen Küche auch reichlich angewandt. Da hier Kühe als heilig und Schweine als unrein gelten, beschränkt sich das Fleischangebot auf Lamm, Ziege und Huhn. Dafür kommen Vegetarier bei der Vielzahl an Gemüsegerichten voll auf ihre Kosten.

So sollte man unbedingt die "Nationalspeise" Dal (Linsen mit Reis) probieren. Zu fast allen Speisen empfiehlt sich das Fladenbrot Naan und als Getränk die Joghurt-Mischung Lassi, die es in süßer und saurer Variante gibt. Ganz besonders preist unser Reiseleiter Kush das indische Tofu an, das besser schmecken soll als in Europa – weil es nicht aus Soja, sondern aus Milch gefertigt wird. Ich glaub's ihm und den begeisterten Tofu-Essern aus unserer Reisegruppe, ich selbst hab's nicht probiert...

"Das Goldene Dreieck ist Indien für Anfänger. Viele Besucher kommen wieder, um auch den Rest Indiens zu sehen", verabschiedet uns Kush – wer weiß!

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