Mit Versprechen für den Klimaschutz zu werben, gehört zum guten Ton. Doch die grünen Slogans sind oft frei erfunden - nun plant die Kommission ein Gesetz gegen Greenwashing.
Alle wollen umweltfreundlicher, fairer, grüner und nachhaltiger sein. Weil sich das leicht irgendwo draufschreiben, aber oft nur schwer nachweisen lässt, wird geschummelt, was das Zeug hält. Der Öko-Schmäh blüht. Da gibt es meeresfreundliche T-Shirts, 100 Prozent recycelbare Verpackungen, CO2-neutrale Bananen oder auch einen klimaneutralen Versand. Klingt alles wunderbar, bleibt aber ohne Beweis.
Vage und irreführend, außerdem ohne Plan
Studien hingegen machen deutlich, wie viel von den vollmundigen Umweltversprechen zu halten ist. Einer Untersuchung der EU-Kommission aus dem Jahr 2020 zufolge wurden mehr als 53 Prozent der Werbeangaben zur Klimafreundlichkeit als vage, irreführend oder unfundiert beurteilt. 40 Prozent der Aussagen waren nicht belegt. Das Fehlen gemeinsamer Vorschriften führe zu Grünfärberei und schaffe ungleiche Wettbewerbsbedingungen auf dem EU-Markt, so die Kommission. Dies benachteilige die wirklich nachhaltigen Unternehmen.
Im heurigen Jahr deckte die Organisation Carbon Disclosure Project (CDP) mit Sitz in London gemeinsam mit der Unternehmensberatung Oliver Wyman auf, dass zwar 49 Prozent der europäischen Unternehmen prinzipiell Klimaschutzpläne haben, die sich am internationalen Pariser Klimaziel einer maximalen Erderwärmung von 1,5 Grad orientieren. Weniger als fünf Prozent der Unternehmen können jedoch nachweisen, wie sie diese Ziele erreichen und umsetzen wollen.
Gemeinsame Kriterien für mehr Klarheit
Brüssel will dem Öko-Schmäh nun einen Riegel vorschieben. Die EU-Kommission plant gemeinsame Kriterien gegen irreführende Umweltaussagen. Künftig sollen grüne Werbeslogans nur erlaubt sein, wenn diese auch wissenschaftlich belegbar sind. Und einer unabhängigen Überprüfung standgehalten haben. Derzeit sei es schwierig, die „Wahrheit von der Fiktion zu unterscheiden“, so EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius.
Wo grün draufsteht, muss auch grün drinnen sein.
Leonore Gewessler, Umweltministerin
230 verschiedene Umweltzeichen in der EU
Außerdem soll der Wildwuchs an öffentlichen und privaten Umweltzeichen radikal eingedämmt werden. Insgesamt gibt es in der EU 230 solcher Logos. Und dazu zahlreiche fragwürdige Zertifikate, die auf einen angeblichen Umweltschutz hinweisen sollen. Die Hälfte aller grünen Labels lässt sich schwer oder gar nicht verifizieren. Kommissar Sinkevičius deutete bereits an, dass wohl viele der Siegel schon auf Grund der neuen Regeln verschwinden werden. Es sei wichtig, dass Konsumentinnen und Konsumenten den Informationen auf den Produkten vertrauen können, heißt es aus Brüssel.
Das Vorhaben steckt noch in den Kinderschuhen
Österreichs Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) unterstützt den Vorstoß der EU-Kommission: „Wo grün draufsteht, muss auch grün drinnen sein.“ Es müsse Klarheit geschaffen und dem Greenwashing ein Ende gesetzt werden, so Gewessler. Bis es aber so weit ist, wird es wohl noch dauern. Denn das Vorhaben steckt noch in den Kinderschuhen, der Plan muss erst vom Europäischen Rat sowie vom Parlament gebilligt werden. Und die Verhandlungen stehen erst am Beginn. Die Kommission wird jedoch versuchen, ihren Vorschlag noch vor der EU-Wahl im kommenden Jahr umzusetzen.
Auch Recht auf Reparatur soll kommen
Gleichzeitig mit der Vorlage gegen den Öko-Schmäh wurde ein weiterer Gesetzesvorschlag für mehr Konsumentenschutz präsentiert: das Recht auf Reparatur. Erstens sollen die Preise dafür sinken, außerdem soll es einfacher werden, Waren zu reparieren statt zu entsorgen. Für bestimmte Geräte, wie etwa Waschmaschinen oder Staubsauger, soll es auch nach Ablauf der Garantie einfache Möglichkeiten zur Wiederherstellung geben. Die Kommission betont: Durch Waren, die meist noch reparabel sind, aber doch ersetzt werden, fallen 35 Millionen Tonnen unnötiger Müll pro Jahr an.
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