Keine leichte Übung

Fall Karmasin: Auftakt für Prozess-Highlights

In vier Tagen steht für Ex-ÖVP-Ministerin Sophie Karmasin viel auf dem Spiel. Ihre ehemalige Freundin Sabine Beinschab belastet sie.

(Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)

Am Dienstag startet der Prozess gegen Ex-Ministerin Sophie Karmasin. Kronzeugin Sabine Beinschab wird erstmals aussagen. 2023 soll noch Anklage gegen Sebastian Kurz folgen.

Hierzulande waren schon einige Ex-Minister angeklagt. Sie allerdings ist die erste Frau, die von der Regierungsbank auf die Anklagebank wechselt. In vier Tagen - am Dienstag - ist es im Wiener Landesgericht so weit. Ex-ÖVP-Ministerin Sophie Karmasin hofft nicht nur auf einen Freispruch. Bei Karmasin geht es auch darum, die Reputation der Familie wiederherzustellen. Ihre Eltern Helene (86) und Fritz Karmasin († 2013) haben ein Familien-Business begründet, das fünf Jahrzehnte lang das Geschäft mit der Kommunikation prägte.

Hat Karmasin 78.589 Euro zu Unrecht bezogen?
Allerdings wird die Verteidigung für die Anwälte Norbert Wess und Philipp Wolm keine leichte Übung. Denn Karmasin soll sich nach ihrem Ausscheiden aus der Politik widerrechtlich Bezugsfortzahlungen erschlichen haben, indem sie verschwieg, dass sie ihre selbstständige Tätigkeit nach ihrer Amtszeit nahtlos fortsetzte. Inkriminiert sind 78.589,95 Euro - wobei der Schaden zum größten Teil noch vor Einbringen der Anklage gutgemacht wurde. Der zweite Anklagekomplex betrifft den Auftrag für drei Studien für das Sportministerium. Hier soll es geheime Preisabsprachen gegeben haben. Das Highlight des Prozesses wird der erste Auftritt von Kronzeugin Sabine Beinschab sein.

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Wenn die Politik zum Kriminalfall wird
Der Blick in die Archive zeigt: Österreich ist ein Land von politischen Affären. 2014 erwischte es Ernst Strasser, ÖVP-Innenminister von 2000 bis 2004. Gegen ein Honorar von 100.000 Euro versprach er, die EU-Gesetzgebung zu beeinflussen: drei Jahre Haft wegen Bestechlichkeit.

Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser ist nicht rechtskräftig wegen Untreue zu sieben Jahren Haft in der Buwog-Affäre verurteilt. Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache wurde bisher zweimal freigesprochen. Noch dieses Jahr könnte sich auch Ex-Kanzler Sebastian Kurz vor Gericht wegen Falschaussage im U-Ausschuss verantworten müssen. Die Anklage soll kurz bevorstehen. Es wird ein spannendes Gerichtsjahr.