Weil vom Richter benötigte Informationen ausstehen, steht der Termin für den Auftakt des Prozesses gegen Teichtmeister noch aus. Der Schauspieler ist derweil weiter auf freiem Fuß und kann sogar ins Ausland fahren.
72 Tage sind vergangen, seit der Prozess gegen Schauspieler Florian Teichtmeister abberaumt wurde. Der TV-Kommissar, dem der Besitz von 58.000 kinderpornografischen Dateien vorgeworfen wird, war „akut erkrankt“. Vor 31 Tagen gab das Wiener Landesgericht bekannt, dass Teichtmeister wieder verhandlungsfähig sei. Einen neuen Termin gibt es dennoch noch immer nicht. Viele Menschen können nicht nachvollziehen, dass der 43-Jährige immer noch auf freiem Fuß ist, ja sogar ins Ausland reisen kann.
Bei den Prozessvorbereitungen tauchten offene Fragen auf
Laut Gerichtssprecherin Christina Salzborn hat das Zuwarten aber einen triftigen Grund. Richter Stefan Apostol sei demnach im Zuge der Vorbereitungen zu dem Schluss gekommen, dass noch weiterführende Informationen einzuholen sind - weshalb er diese in Auftrag gab. „Die Ergebnisse sind noch nicht da“, sagt Salzborn und betont die Notwendigkeit dieses Zwischenschritts. Auf den sie inhaltlich nicht näher eingehen darf.
Ursprünglich hätte der Richter wohl vorgehabt, in der Hauptverhandlung am 8. Februar eine diesbezügliche Klärung in Auftrag zu geben – was zu einer Vertagung geführt hätte. Womit man quasi gleich weit wäre, wie man es jetzt ist.
Missbrauchsdarstellungen - Das Böse lauert im Darknet
Während die Thematik meist erst mit prominenten Fällen in den Fokus der öffentlichen Debatte rückt, wird abscheulichstes Material im Sekundentakt produziert, konsumiert und im Netz verschickt.
Es sind unfassbar tiefe Abgründe, die sich in Sachen Kinderpornografie und Kindesmissbrauch im sogenannten Darknet - ein versteckter Teil des Internets, unsichtbar für alle, die per Standard-Browser unterwegs sind - auftun. Eine aktuelle Umfrage unter Internet-Usern fördert erschreckende Zahlen zutage. Laut der „Help us to help you“-Befragung einer finnischen Kinderschutzorganisation unter 22.500 anonymen Personen, darunter auch 1079 deutschsprachige User (!), sei das Zusammenspiel von Kinderporno-Konsumation sowie der tatsächlichen Kontaktaufnahme mit einem Kind belegt (siehe Grafik oben).
Fast jeder Zweite der Deutsch sprechenden Befragten hatte zumindest manchmal Kontakt zu einem Kind gesucht, das sind elf Prozent mehr als der Durchschnitt aller anderen Teilnehmer. Besonders besorgniserregend ist, dass 70 Prozent der Befragten aus der DACH-Region, Belgien, Luxemburg & Co. Kinderpornos zum ersten Mal sahen, als sie selbst jünger als 18 Jahre alt waren. Oftmals stießen die User auch „zufällig“ auf explizites Material.
Jeder zweite Täter überdenkt sein Verhalten regelmäßig und würde es auch gerne wieder ändern, verfällt aber durch die leichte Verfügbarkeit der Kinderpornos immer wieder in dieselben Verhaltensmuster.
Thomas Müller, Direktor für Netzwerkentwicklung bei ECPAT International
Europäische Lösung im Kampf gegen Pädophile
Der Europarat schätzt, dass jedes fünfte Kind Opfer sexueller Gewalt wird. Die Zahl der Missbrauchsdarstellungen von Kindern ist indes auf über 20 Millionen im Jahr 2021 gestiegen, wobei weltweit auch 85 Millionen Bilder und Videos gemeldet wurden.
Mehr als 62 Prozent dieses Materials ist in europäischen Datenbanken gespeichert. Die Kinderschutzorganisation ECPAT fordert nun auch die heimische Politik auf, in Brüssel Druck zu machen: Online-Anbieter sollen künftig proaktiv nach Kinderpornos suchen und von ihren Plattformen löschen.
Provider sollen verpflichtet werden, nach Pädokriminalität zu suchen und diese zu erkennen. „Die leichte Verfügbarkeitist eineerhöhte Gefahr für Kinder. Dem wird durch ein In-die-Verantwortung-Nehmenentgegengewirkt“, so ECPAT-Direktor Thomas Müller.
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