Immer mehr Tote
Waffenruhe im Sudan gebrochen – „Tragödie“ droht
Die Welthungerhilfe warnt im Sudan vor einer „humanitären Tragödie“. Menschen hätten mittlerweile kein fließendes Wasser oder Strom. Die Paramilitärgruppe RSF hat derweil nach eigenen Angaben einer 72-stündigen Waffenruhe zugestimmt - die bereits bröckelt.
In der sudanesischen Hauptstadt Khartum sind die Kämpfe laut Medienberichten trotz der beginnenden Feierlichkeiten zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan weitergegangen. Die mit der sudanesischen Armee rivalisierenden paramilitärischen Einheiten (Rapid Support Forces) hatten zuvor erneut einer Waffenruhe ab Freitagfrüh (6.00 Uhr MESZ) zugestimmt, um humanitäre Korridore für die Evakuierung der Bürger zu öffnen und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Familien zu sehen.
Die Hauptstadt Khartum wurde unterdessen am Freitag früh bereits durch Bombenangriffe und Artilleriebeschuss erschüttert. Die sudanesische Armee gab keinen unmittelbaren Kommentar ab. Machthaber, General Abdel Fattah al-Burhan, erwähnte keinen Waffenstillstand in einer zuvor aufgezeichneten Rede, die auf der Facebook-Seite der Armee veröffentlicht wurde.
Bei dem gewaltsamen Machtkampf zwischen Sudans Machthaber, General Abdel Fattah al-Burhan, und dem einst mit ihm verbündeten Chef der RSF-Miliz, General Mohamed Hamdan Dagalo, sind bisher mindestens 350 Menschen getötet worden.
Auslöser der jüngsten Gewalt war laut Beobachtern ein Streit über die Eingliederung der RSF in das Militär als Teil des Übergangs zu einer zivilen Regierung im Sudan. Das Militär hatte im Oktober 2021 geputscht und regiert seitdem das Land, das zu den ärmsten der Erde gehört. Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.
UNO-Generalsekretär António Guterres und die Arabische Liga riefen dazu auf, die Feiertage für eine Waffenruhe zu nutzen. Auch die US-Regierung rief zu einem Ende der Gewalt in dem Land auf. US-
Menschen ohne Strom und Wasser
Das gold- und ölreiche Land mit rund 46 Millionen Einwohnern wird seit 2019 von einer militärischen Übergangsregierung regiert, die diesen Monat eigentlich einen Prozess zur Demokratisierung einleiten sollte. Aufgrund der immer wiederkehrenden Gewalt und zahlreicher Konflikte waren bereits vor Beginn der aktuellen Gefechte knapp 16 Millionen Menschen in dem Land nach UN-Angaben auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Seit Tagen sitzen Tausende Einwohner Khartums nach Angaben der Vereinten Nationen in ihren Häusern fest, viele von ihnen ohne Strom oder fließendes Wasser. Nahrungsmittel, Benzin und Medikamente gingen aus. Nur wenige Läden hatten laut einer dpa-Reporterin am Donnerstag geöffnet, die Märkte der Stadt waren geschlossen.
Zudem sei die Gesundheitsversorgung so gut wie zusammengebrochen, teilte das sudanesische Ärztekomitee mit. Augenzeugenberichten zufolge lagen Leichen auf den Straßen der Hauptstadt. Die Welthungerhilfe warnte vor „einer humanitären Tragödie“.
Übergriffe auf Hilfsorganisationen
Das Welternährungsprogramm (WFP) warnte am Donnerstagabend, dass Millionen weitere Sudanesen durch den aktuellen Konflikt in Not geraten könnten. Man habe seine Nahrungsmittel- und Bargeldhilfe vorübergehend eingestellt. Das Kinderhilfswerk UNICEF teilte mit, die eskalierende Gewalt gefährde Millionen von Kindern. Mindestens neun Kinder wurden Berichten zufolge bei den Kämpfen getötet und mehr als 50 verletzt.
In den vergangenen Tagen hatten zudem die Übergriffe auf Hilfsorganisationen und Mitarbeiter internationaler Organisationen zugenommen. Besonders in der Region Darfur im Westen des Landes meldeten Nichtregierungsorganisationen, dass Büros und Lagerhäuser geplündert würden. Laut WFP seien in Süd-Darfur rund 4000 Tonnen Nahrungsmittel für hungernde Menschen gestohlen worden.
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