Mit ihren Hits stürmten sie die Charts, mit ihren Konzerten füllten sie Hallen. Doch im Interview spricht Nadja Benaissa jetzt darüber, dass die Zeit mit den No Angels für sie nicht immer einfach war.
Von der Karriere, die die No Angels in den 2000ern hingelegt haben, träumen wohl viele. Doch für Nadja Benaissa entwickelte sich der Traum vom Popstar schnell zum Albtraum, wie sie jetzt offen im Interview mit „Die Zeit“ zugibt.
„Flüchtete mich in Alkohol und Drogen“
„Wenn Tausende Menschen vor der Bühne stehen, ist das schon geil. Wenn sie aber vor meiner Wohnung stehen, dann ist das bedrohlich“, erklärte sie, dass es Momente wie diese waren, die sie schrecklich mitgenommen hätten. Nicht zuletzt wegen ihres Kindes. „Meine Tochter war damals noch sehr klein. Die Leute haben sie oft übersehen, sind auf mich zugestürmt und haben sie dabei umgerannt. Manchmal haben mich Fans so eingekesselt, dass ich regelrecht Panik bekommen habe.“
Das habe schwerwiegende Folgen gehabt, fuhr die Sängerin fort. „Ich war überfordert mit meinem ganzen Leben. Überfordert mit dem Muttersein, der Arbeit, meinen inneren Kämpfen. Ich dachte, ich wäre eine Frau, aber eigentlich war ich noch ein Mädchen.“
Schließlich habe sie ihre Gefühle kaum noch unter Kontrolle gehabt, so Benaissa weiter. „Ich flüchtete mich in Alkohol und Drogen, um irgendwie zurechtzukommen. Verarbeitet habe ich nichts. Irgendwann wurden all diese Emotionen ein großes schwarzes Loch und haben mich verschluckt.“
Nach Band-Aus „völlig verzweifelt“
Nach dem Ende der No Angels sei es weiter bergab gegangen, erinnert sich die heute 40-Jährige zurück. Ihr Leben sei in diesem Moment „von hundert auf null runter. Davor war ich dauernd unterwegs, hatte viel zu tun, plötzlich war da nichts mehr. Ich war völlig verzweifelt.“
Die Erkenntnis, dass sie etwas ändern müsse, sei erst spät gekommen, gestand sie. „Ich musste Mitte dreißig werden, um zu merken, dass nichts mehr geht.“ Und weiter: „Ich stand vor der Entscheidung, mich meinem Elend hinzugeben, vielleicht sogar zu sterben - oder endlich etwas zu ändern.“
Mit No Angels wieder auf der Bühne
Schließlich habe sie sich Hilfe geholt und eine Therapie begonnen. Heute wisse sie, mit Tiefs umzugehen, rufe etwa eine Freundin an oder schreibe auf, wofür sie dankbar ist. Manchmal bete sie auch.
Seit dem No-Angels-Comeback vor zwei Jahren steht sie auch wieder auf der Bühne - aber nicht des Geldes wegen, sondern wegen der Gemeinschaft, wie Nadja Benaissa sagt. „Es ist wunderschön, dass die Mädchen und Teenies von früher heute wieder zu unseren Konzerten kommen. Es ist eine ganz andere Atmosphäre, in der unsere Musik wertgeschätzt wird.“
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